Der Begriff der Achtsamkeit wird meist mit der buddhistischen Meditationspraxis verbunden, jedoch kommt er viel häufiger vor. In der Gestalttherapie spricht man von Gewahrsein, was der Achtsamkeit entspricht. Auch im Yoga geht es um Achtsamkeit.
Wir lernen im Yoga mit dem Kopf bei den Asanas und der Atmung zu bleiben – „im Hier und Jetzt“ – alle Gedanken an vorher, hinterher und den Alltag draußen zu lassen.Unsere Aufgabe ist es nur wahr zu nehmen, ohne Bewertung. Wir üben die Achtsamkeit in der Praxis, aber das hat nur Wert, wenn wir sie in den Alltag integrieren.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit wird alltagspsychologisch selten von Aufmerksamkeit unterschieden. Eine häufig zitierte Definition stammt von Kabat-Zinn. Achtsamkeit ist nach ihm eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die sich dadurch auszeichnet, dass sie absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht und nicht wertend ist.
Achtsamkeit kann und muss geübt werden, damit wir sie über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten können. Im Alltag gibt es immer wieder Gelegenheit dazu.
Achtsamkeit beim Bergsteigen
Ich möchte von der Achtsamkeit beim Bergsteigen berichten, nachdem ich in den Alpen meinen Urlaub verbracht habe. Es ist die Achtsamkeit des Gehens, die hier besonders wichtig ist. Der Schritt muss gleichmäßig und stetig sein und ich muss in meinem eigenen Tempo die Schritte setzten, wenn ich weit und lange gehen will. Dieses Gleichmaß führt dazu, dass ich nur noch mit dem Rhythmus beschäftigt bin. Stock, Schritt‚ Atmung muss harmonisch zusammen spielen. Nachdem der Verstand sich nur mit einer Sache gleichzeitig beschäftigen kann, kommt die belebte „Autobahn“ im Kopf schnell zur Ruhe. Nur das Gehen bleibt, evtl. noch das nahe Umfeld, die Blumen die es zu bewundern gibt und die Geräusche der Natur.
Bin ich außerhalb meines Rhythmus, wird es anstrengend. Ganz direkt habe ich es dieses Jahr gespürt, da ich den Hund Nero der Bäuerin oft mit auf die Bergtour genommen habe. Anfangs hatte ich ihn an der Leine, also wurde mein Rhythmus immer wieder unterbrochen. Ohne Leine ging es besser, aber trotzdem wurde meine Aufmerksamkeit immer wieder von meinem Schritt abgelenkt. Ich musste aufpassen, dass er nicht weg lief, denn für ihn war es alles sehr spannend und aufregend. Als ich alleine gegangen bin merkte ich sofort den Unterschied. Ich war mehr in meinem Rhythmus, wenngleich es auf eine andere Weise sehr schön war Nero dabei zu haben.
Bergsteigen ist eine Form der Achtsamkeitsübung, es gibt unendlich viele Möglichkeiten auch in unserem Alltag. Gerade kurze Übungen im Alltag führen immer wieder zu Entlastung und Zentrierung unseres Verstandes. Dies bedeutet Erholung. Durch die geübte Einpunktigkeit lernen wir uns besser zu konzentrieren und können dadurch besser und effektiver arbeiten.
Übungsmöglichkeiten im Alltag
- Zähneputzen
- sich immer wieder auf die Atmung konzentrieren
- bewusstes Gehen
- Kochen
- Putzen
- Essen
- Trinken usw.
Wichtig ist es aber nicht gleich zu hohe Anforderungen an sich zu stellen, sondern die Zeiten der Achtsamkeit langsam auszudehnen. Erwarten wir gleich zu viel von uns, werden wir frustriert und geben dann gleich auf.
Gut ist es auch, Übungen der Achtsamkeit zu verankern. Das bedeutet bestimmte Ereignisse mit einer kurzen Achtsamkeitsübung zu verbinden. Z.B. Die Kirchenglocke schlägt, kurz in die Achtsamkeit des Atmens gehen. Beim Warten, dass das Wasser kocht, die Aufmerksamkeit auf den Stand richten. Die Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln können besonders gut für Achtsamkeitsübungen genutzt werden….