Paryushan – Jain Fest der Vergebung

22.08.2016

Das wichtigste Fest der Jains ist Paryushan. Dieses Jahr beginnt es am 29.August und endet am 5.September. Es ist 8 Tage lang, in denen viele religiöse Zeremonien und Vorträge gehalten werden. Viele Jains fasten, wobei Fasten nicht unbedingt gleich zu setzten ist mit Garnichts essen. Viele verschiedene Formen der Essenseinschränkungen werden in Indien als Fasten bezeichnet.

Die Gemeinschaft feiert diese Zeit zusammen, es ist eine Zeit des kollektiven Retreats.

Shree Gurudev Chitrabhanuji sagt dazu: „ Diese wichtige 8 Tage Fest dient nicht einer äußerlichen Show, es ist eine Zeit der Innenschau. Es ist eine Zeit nach innen zu schauen und sein Inneres zu schuppen, zu reinigen.“

Was bedeutet Paryushan?

Parya – bedeutet ein besonderer Tag, ein heiliger Tag.
Zusammengesetzt hat das Wort Paryushan verschiedene Bedeutungen.

  • pari +ushan = alle Arten + verbrennen. Es bedeutet das Verbrennen aller Arten von Karmas. Durch Askese, also auch durch Fasten, ist es möglich Karma zu verbrennen.
  • Eine andere Bedeutung von ushan ist nahe zu sein. Es geht darum sich seiner eigenen Seele nahe zu sein. Meditation, Einfachheit des Lebens und auch Disziplin sind Mittel, um seiner Seele näher zu kommen.
  • pari + upshamana = upshamana bedeutet unterdrücken. Unsere Leidenschaften wie (Ärger, Ego, Neid und Gier) sollten gezähmt werden.

Der Sinn von Paryushan

Der Sinn von Paryushan ist unsere Seele zu reinigen, damit wir unserer eigenen Seele näher kommen. Da Karma im Jainismus als Materieteilchen gesehen werden, die sich um die Seele legen, ist es wichtig Karma zu reduzieren. Fasten, Meditation, ein einfaches Leben werden als wichtige Möglichkeiten gesehen, um Karma zu reduzieren.

Paryushan ist eine Zeit der Reflektion und Meditation auf alles, was man im letzten Jahr getan hat. Es wird mit den 10 Haupttugenden gefüllt: Vergeben, Wohltätigkeit, Einfachheit, Zufriedenheit, Ehrlichkeit, Selbst-Zurückhaltung, Fasten, Loslassen, Demut und Enthaltsamkeit.

Verletzungen

Wir können durch Gedanken, Worte und Taten andere verletzen. Ebenso zählt nicht nur das, was man selbst tut, sondern auch wenn man etwas Verletzendes unterstützt oder nicht verhindert.

Verletzen ist auch schon möglich, wenn man jemanden ganz schnell beurteilt oder überhaupt beurteilt. Wir stopfen jemanden in ein Kästchen und schauen nicht mehr die Person als Ganzes an.

Verzeihen

Man muss sich und anderen verzeihen. Ist da eine Reihenfolge denkbar?
Ich habe mir lange Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass man sich als erstes selbst verzeihen muss, bevor man anderen verzeiht. Ich kann nur bei mir beginnen, nur mich habe ich in der Hand. Ich kann mir nicht von anderen etwas wünschen, was ich mir selbst nicht gebe. Ich kann aber auch anderen nicht geben, was ich mir verweigere.

Es ist also um es vielleicht platt, psychologisch auszudrücken ein Fest der Psychohygiene, ein Fest an dem ich mich bemühe mir selbst wieder ins Gesicht schauen zu können. Ein Fest mir meiner vergangenen Fehler bewusst zu werden, um zu lernen sie in Zukunft nicht mehr zu tun.

Micchamidukadam

Die Zeit dient der Rückschau auf unsere vergangenen Taten, um unsere Fehler zu sehen und um Verzeihung zu bitten. In diesen acht Tagen, besonders am letzten Tag, bittet man jeden Bekannten und alle, die man im letzten Jahr verletzt haben könnte, um Verzeihung und Vergebung. Man sagt oder schreibt sich „Micchamidukadam“. Michchhami bedeutet fruchtlos zu sein und Dukkadam bedeutet schlechte Tat. Micchamidukadam bedeutet also, mögen meine schlechten Taten mit dir fruchtlos sein. Alte Streitereien werden damit begraben und Freundschaften erneuert.

Sloka

Zum Abschluss möchte ich noch eines der vielen Slokas vorstellen, die zu Paryushan gesungen werden. Das Sloka ist aus der Jain Pratikraman Sūtra (Vanditu). Ich habe es von Pramoda Chitrabhanu mit ihrer englischen Übersetzung, die ich ins Deutsche übertragen habe.

khami-a khamāvi-a ma-i khamaha
savvaha jīva nikāya
siddhaha sākha āloyeṇa
mujjha vaira na bhāva.

Ich vergebe allen Seelen,
mögen alle Seelen mir vergeben.
Möge mein Herz frei von Hass und Groll sein,
Möge meine Liebe sich zu allen Lebewesen,
die es gibt, hinwenden,
Mögen die vollkommenen Seelen meine Zeugen sein,
dass ich wirklich keine Feindseligkeit
gegen irgendein Lebewesen in mir trage.