Beckenboden

04.04.2016

Eine von uns vergessene Muskelgruppe, an die wir uns erst erinnern, wenn ihre Schwäche uns Probleme bereitet.

Muskeln des Beckenbodens

Gemeint ist die Muskelgruppe, die zwischen den Sitzhöckern das Becken nach unten begrenzt. Sie besteht aus drei Schichten: der äußeren Schicht – den Schließmuskeln und zwei tieferen Schichten. Diese zwei sind der eigentliche Boden, denn eine geht quer von einem Sitzhöcker zum Anderen und die tiefste Schicht ist wie ein Fächer, von den Sitzhöckern zum Schambein und Steißbein.

Problemfelder eines schwachen Beckenbodens

Für drei Bereiche ist der Beckenboden besonders wichtig: Gynäkologie / Urologie; Orthopädie und nach dem Yoga auch noch für unsere Energie.

Gynäkologie

Am bekanntesten sind die Probleme in der Gynäkologie / Urologie, besonders die Inkontinenz und Organsenkungen. Frauen betrifft dies häufiger, da erstens ihr Beckenboden eine große Öffnung mehr aufweist (die Vagina) und zweitens durch die Geburt eines Kindes der Beckenboden geschwächt wird. Aber auch Männer können, wenn sie ihn nicht stärken, Probleme bis hin zur Impotenz bekommen. In einiger Literatur werden Prostataprobleme auf untrainierte Beckenbodenmuskulatur zurück geführt.

Orthopädie

In der Orthopädie wird seine Bedeutung oft noch verkannt. So erlebe ich es immer wieder, dass jemand zur Probestunde kommt, nach 3 Wochen orthopädische Reha und nicht weiß, was der Beckenboden ist. Wir können eine Geigenseite nur stimmen, da sie auf der einen Seite am Seitenhalter befestigt ist und wir sie an den Wirbel spannen können. Der Beckenboden entspricht dem Seitenhalter für die Wirbelsäule. Halten wir die Wirbelsäule an einer Seite mit dem Beckenboden fest, können wir sie mit einem Zug an der Schädeldecke in die Länge ziehen. Die Wirbelsäule erfährt so eine sanfte Dehnung, die Bandscheiben werden entlastet und die Nerven haben etwas mehr Platz. Zusätzlich erreichen wir die Tiefenmuskulatur an der Wirbelsäule. Das sind kleine Muskeln, die von Wirbel zu Wirbel gehen und ganz dicht an der Wirbelsäule ist. Sie geben den Bandscheiben und unserer Wirbelsäule Stabilität. Die Tiefenmuskulatur zieht sich durch den ganzen Körper und der Beckenboden spielt in diesem Muskelsystem eine zentrale Rolle.

Benützen wir den Beckenboden wird unsere Haltung aufrechter und präsenter. Die Gelenke werden entlastet, da die Gelenkstellungen und das Gewicht verändert werden.

Energie

In der indischen Lehre des Ayurvedas und Yogas gibt es verschiedene Energieströme. Ein Energiestrom, Apana, fließt nach unten. Wir brauchen ihn, für unsere Ausscheidungen, Samenerguss, Regel etc. Ist der Beckenboden schwach verlieren wir zu viel Energie nach unten. Andererseits können wir durch die Stärkung des Beckenbodens die nach unten strömende Energie in aufwärts gerichtete Energie umwandeln. Diese Beckenbodenarbeit wird im Yoga Mulabandha genannt, wobei es verschiedene Ausführungen gibt.

Übung

Eine einfache Übung um den Beckenboden zu finden:
Setzen Sie sich auf einen gepolsterten Hocker oder Stuhl ganz vorne hin. Schieben Sie Ihre Hände unter die Sitzhöcker und machen Sie Ihren Rücken so lange, wie die Arme es zulassen. Die Füße und Knie sind parallel hüftbreit und die Füße stehen unter den Knien. Jetzt ziehen Sie mit den Beckenbodenmuskeln die Sitzhöcker zusammen. Es ist eher eine Andeutung der Bewegung als eine große Bewegung. Vorsicht, benützen Sie nicht die äußeren Muskeln dazu. Sie können dies vor einem Spiegel kontrollieren. Sehen Sie eine Bewegung der Hüfte, benützen Sie die äußeren Gesäßmuskeln.