Bericht über eine Ayurveda-Kur in Indien

13.01.2020

Mit zwei Indien unerfahrenen Freundinnen startete ich Anfang Dezember zu einer 15tägigen Ayurvedakur.

Ankunft in Indien und im Resort

Der Flug und die Ankunft in Mumbai lief unproblematisch. In relativ kurzer Zeit waren wir durch den Zoll und auch das Gepäck kam schnell. Sehr freundlich wurden wir von dem Fahrer des Resorts empfangen und gleich ging es mit dem Auto weiter. Da die Ankunft wie meistens aus Europa mitten in der Nacht war, wurden wir durch die übervollen Straßen überrascht.

Für mich ein Heimspiel, denn ich betrachte Mumbai als meine indische „Heimatstadt“, aber meine Freundinnen hatten zu tun. Als erstes sind rechts und links von der Straße die Slums. Gibt es Verkehrsregeln? Ja gibt es, aber sie sind wohl mit einer gewissen Großzügigkeit auszulegen. Die achtspurige Autobahn nach Poona ist nachts überfüllt mit Lastwagen.

Unser Fahrer fuhr sicher und ruhig durch das Gewühl und nach ca. zwei Stunden kamen wir endlich an. Wir bekamen die Schlüssel für unsere Zimmer und konnten dann endlich ins Bett gehen.

Am nächsten Morgen erfolgte die Registration und Einweisung in den Tagesablauf des Resort.

An Formularen und Bürokratie übertrifft Indien Deutschland noch bei weitem, so auch die Resortbürokratie.

Resort oder Ashram

Resort oder Ashram dies ist hier die Frage. Das Resort hat einen Gründer – Guru, der dem ganzen vorsteht. Er ist auch immer wieder bei den Mittagessen zu sehen und ab und an gibt es Life-Veranstaltungen mit ihm.

Mir ist der Kult um einen Guru nicht fremd, Verbeugungen, Darshan, etc. kenn ich aus meinen vielen Indienaufenthalten. Ich war immer froh, dass Gurudev Shree Chitrabhanu, mein Guru kein Ashram hatte, da sich leicht einen eigene Gruppendynamik dort findet, die ich nicht schätze. Deshalb habe ich auch versucht all die Jahre um Ashrams in Indien einen großen Bogen zu machen. Nun befand ich mich in einem!

Für die Gruppendynamik unter den Gästen kann niemand vom Personal etwas. Manche, die schon öfters da waren, waren so viel „heiliger“, dass sie nicht mit uns „Frischlingen“ sprechen konnten… Zu dritt kann man sich darüber amüsieren und es weg lachen, aber alleine kann es schwieriger werden.

Ich schätze dass 1/3 der Gäste Deutsche waren, der Rest waren Inder. Ich hatte viele anregende Unterhaltungen mit den Indern.

Auch der Tagesablauf spricht für ein Ashram. Zweimal am Tag eine Stunde Meditation, mit den Sanskrit Gesängen des Meisters vom Band und mittags Satsang – Videovorträge des Meisters. Bei der Meditation darf man den Tempel nicht verlassen. Ich finde immer die indische „Heiligkeit“ kombiniert mit der deutschen Gründlichkeit fatal. Das ist mir auch schon bei einem früheren Aufenthalt in einem Meditationszentrum aufgefallen.

Hier wie auch bei allem Anderen, ist nicht diskutierbar, was jetzt gut für mich ist. Das eigene Empfinden zählt nicht. Dies ist sehr indisch – uns stößt dies jedoch auf, denn wir lernen, dass wir auf uns und unseren Körper hören sollen und selbst in einer Arztpraxis nicht die Verantwortung für uns an der Garderobe abgeben sollen.

Gemäß dem Motto der Gestalttherapie habe ich die Veranstaltungen besucht, um sie zu „kosten, zu schmecken, darauf rum zu kauen“ dann habe ich mich entschieden, dass es für mich mehr Sinn macht mein eigenes Yoga zu praktizieren, selbst zu meditieren und die freie Zeit mit Lesen, Flöten und Unterhaltungen zu füllen.

Ayurveda

Panchakarma

Dies bedeutet die Reinigung. Hierzu gibt es drei Tage hintereinander einen Kaffebecher voll Ghee – Butterschmalz, dann noch drei Tage später einen Abführtag. Die Gheetage sind speziell und für jeden anders.

Mir gingen sie auf die Psyche und ich hatte das Gefühl das Ghee wabert in meinem Kopf. Meine Freundin hatte körperlich heftig zu kämpfen, andere berichtigten von einer großen Klarheit. Auch wenn man es öfters macht scheint es immer wieder eine Überraschung zu bieten. Den Abführtag verbringt man kontemplativ bis nachmittags im Zimmer.

Jede Übelkeit wurde mit Ingwer behandelt. Leichte Übelkeit mit Ingwerwasser und heftigere mit einer Mischung aus Ingwersaft und Honig. Beides hoch wirksam und dies ist etwas, das ich für meine Hausapotheke mitgenommen habe.

Ganz besonders beeindruckt hat mich meine Beweglichkeit nach den Gheetagen. Als ob mein Körper gut geölt war, konnte ich Asanas locker durchführen, die mir sonst kaum möglich sind. Erst so langsam verschwindet dieser Effekt wieder.

Die Anwendungen

Natürlich sind die Anwendungen und Panchakarma nicht zu trennen, aber sie sind ohne Zweifel der angenehme Teil der Kur. Ganzkörpermassage – Abhyanga, Einölen mit Dampfbad, Fußmassage dienen dazu den Körper bei der Reinigung zu unterstützen.

Andere Anwendungen sind nährend und entspannend. Ich befand mich regelmäßig im „Massagehimmel“, und beim Shirod Dhara, dem Stirnguss, war ich mindestens im „siebten Entspannungshimmel“.

Alle Therapeuten waren sehr nett und auch wenn sie sehr viel zu tun hatten immer sehr freundlich. Überraschend viele Deutsche arbeiten dort, was den Ablauf gut strukturiert und zuverlässig macht. Dies macht es möglich auch ohne große Englischkenntnisse dort hin zu fahren.

Auf der Webseite des Resort gibt es drei Kurmöglichkeiten, Panchakarma, Therapie oder Wellness, aber in der Realität wird jeder überzeugt die Panchakarma Kur zu machen..

Die Gegend, die Zimmer

Die Zimmer sind groß mit Balkon und die Fenster mit Moskitonetzen ausgestattet. Sie sind sehr sauber, wie auch das ganze Ashram sehr gepflegt ist. Es ist für indische Verhältnisse sehr ruhig, am lautesten war der „Biolärm“, die Krähen des Nachts. Ich habe einen Schalter im Kopf, den ich auf Indien schalte und dann stört mich kaum mehr Lärm.

Es gab nette Möglichkeiten zum Spazierengehen zum Fluss und über Feldwege.Auch das Ashram war groß und grün und bot Möglichkeiten spazieren zu gehen.

Ausblick

Wenn ich nochmal eine Ayurveda Kur machen möchte, würde ich vermutlich wieder dorthin fahren, denn es ist von Deutschland unkompliziert zu erreichen und bietet mir die Möglichkeit noch ein paar Tage in meiner indischen Heimatstadt Mumbai zu verbringen. Auch die Anwendungen und die therapeutische Betreuung ist sehr gut. Dass vieles ohne Rücksprache über einen beschlossen wird ist sehr indisch, also auch woanders in Indien zu erwarten. Es ist die Herausforderung bei sich zu bleiben und zwischen annehmen und ablehnen zu entscheiden.