Die westliche Physik geht davon aus, dass Energie erhalten bleibt. Sie ist in der Qualität veränderlich: von der Elektrizität bis zur Wärmeenergie. Aber sie bleibt erhalten.
In allen Religionen geht es um die Frage, was ist nach dem Tod, also um die Frage: bleibt etwas nach der Auflösung des Körpers erhalten?-Bleibt eine Form der Energie erhalten?
Energieformen
In der Philosophie der Jains werden zwei unterschiedliche Energieformen beschrieben:
Pudgala – die Materie
Es ist das, was wir fühlen, sehen, riechen, schmecken und hören könne. D. H. die Materie ist uns über unsere Sinne zugänglich. Sie verändert sich ständig.
Jiva – die Seele
Es ist die empfindende Energie, die unendlich und unsterblich ist.
Die Materie dient als Hilfsmittel, „Träger“, der Seele. Die Materie ist vergänglich, den Einflüssen der Zeit unterworfen.
Identifizieren wir uns mit unserem Körper, mit der vergänglichen Materie, werden wir Angst haben. Das betrifft im besonderen Maße jeden Gedanken an das Alter oder an das Sterben. Aber selbst ohne den Todesgedanken, führt es zu Angst vor Veränderung, wenn wir sehr an Materie hängen. Diese Angst bindet sehr viel Energie und macht uns kraftlos und starr.
Hier setzt die Meditation an. In der Meditation versuchen wir Kontakt zu unserer Seele, zu unserer unsterblichen Energie auf zu nehmen. Je mehr wir im Kontakt mit unserer Seele sind, desto mehr sind wir uns unserer Unsterblichkeit bewusst. Wir fühlen uns auch nicht mehr alleine, denn wir können unabhängig von der Materie, die Energie anderer Seelen spüren und aufnehmen.
Energie aufnehmen
Jeder kennt das Gefühl unendlich Energie zu haben, wenn wir verliebt sind oder wenn es uns gut geht oder an Orten, die uns lieb sind. In diesen Augenblicken sind wir durchlässiger für die Energie und haben mehr Kontakt zu uns selbst. Dann haben wir weniger Verlustängste, die sonst so viel Energie von uns binden.
Woher nehmen wir Energie auf?
Aus dem unendlichen Reservoir des Kosmos, Gott oder wie wir es auch immer bezeichnen. Es steht uns zur Verfügung und es ist unser Geburtsrecht immer darauf zurückgreifen zu können.
In der Jain Philosophie ist uns der Zugang durch die Schichten von Karma erschwert und auch dadurch, dass wir unserer Seele nicht nahe sind. In der Meditation versuchen wir auch uns selbst nahe zu sein. Auch beim Bergsteigen, am Meer oder sonst in der Natur gibt es diese Situationen, die es uns leichter machen unserer Seele nahe zu sein. Naturgemäß ist es ist es schwieriger, wenn wir sehr stark in Außenaktivitäten engagiert sind. Deshalb ist es wichtig uns jeden Tag für uns selbst einige Zeit zum Meditieren zu nehmen, um uns selbst nahe zu sein. Dies gibt uns die Möglichkeit uns mit der unendlichen Energie des Kosmos aufzuladen.
Energie weitergeben
Energie weitergeben
Wenn wir die Möglichkeit haben Energie aufzunehmen, gibt es auch die Möglichkeit Energie weiter zu geben oder auch von anderen Menschen zu empfangen.
Ich möchte ein Beispiel erzählen. Als ich vor Jahren Gurudev Shree Chitrabhanu in New York besucht habe, kam ich sehr erschöpft bei ihm an. Wir hatten am ersten Tag nur ein kurzes Gespräch miteinander. Zum Abschluss nahm er meine Hände in die Seinen und ich spürte wie ein Energie – Schwall durch meinen Körper floss und er sagte zu mir, nun gehe mit dieser Energie.
Mit Energie geben müssen wir vorsichtig umgehen, denn wir dürfen nicht von unserer eigenen Substanz geben, ohne selbst sonst energielos zu werden. Eine schöne Vorstellung ist es, dass wir Energie in unserem Herzen sammeln und diese Energie, die ein Überschuss ist, den wir nicht benötigen, weitergeben. Außerdem müssen wir diesen Vorgang bewusst beenden, sozusagen die Verbindung aufheben, damit nicht unbewusst Energie weiter fließt, oder aber träge, „schlechte“ Energie in uns zurück fließt. Ich halte dies für einen Grund des Burnout, aber darüber gibt es keine Untersuchungen.
Meditation
Die Energie des Herzens ist die Liebe, die bedingungslose Liebe. Eine Liebe ohne Erwartungen. So wie ein Kind seine Puppe liebt für sie sorgt, sie ins Bett bringt und es dem Kind klar ist, dass es von der Puppe von ihr nichts zurück erwarten kann. Die Liebe fließt frei, wenn keine Bedingung daran geknüpft ist.
Die Liebe ist unser spiritueller Atem. Wir können nicht ohne sie leben. Aber genauso, wie wir den Atem nicht statisch halten können, sondern er frei fließen muss, muss die Liebe frei fließen. So wir einatmen und ausatmen kommt und geht nicht nur der Atem, sondern die Liebe des Universums.
Deshalb konzentrieren wir uns in der Meditation erst auf den Atem, wenn wir zum Herzen meditieren wollen. Das Luftelement, das immer frisch und immer in Bewegung ist. Spüren wir, wie der Atem gleichmäßig ein und aus strömt, spüren wir, wie wir uns entspannen und leicht werden, mit dem gleichmäßigen Atem. Stellen wir uns dann vor, dass der Atem und mit ihm die Liebe des Kosmos in unser Herz strömt. Dort nehmen wir etwas von der Liebe des Universums auf und reichern gleichzeitig unseren Ausatem mit Liebe aus unserem Herzen an. Mit dem Ausatem strömt so unsere Liebe wieder ins Universum oder zu der Person hin, die wir erreichen wollen.