Die Fastenzeit – Tapa

02.03.2020

Karneval

Die Fastenzeit beendet den Fasching oder Karneval. Dieser symbolisiert die Austreibung des Winters. Die Fastenzeit ist also die Zeit des Übergangs vom Winter zum Frühjahr. Beim Wechsel der Jahreszeiten ist der Körper immer besonders anfällig für Krankheiten. Um dem Körper bei diesen Übergängen zu unterstützen ist es gut ihn zu entlasten. Fasten, wenig essen, besonders schweres Essen weglassen ist eine Möglichkeit den Körper zu unterstützen.

Fastenzeit

Dauer der Fastenzeit ist 40 Tage – wenn wir jetzt nachzählen sind es 46 Tage bis Ostersonntag. Früher wurden Karfreitag und Karsamstag nicht mitgezählt. Ursprünglich wurden Gemeindemitglieder, die Verfehlungen begangen haben, Aschermittwoch mit Schimpf und Schande vertrieben und mit Asche bestreut. Am Gründonnerstag wurden Sie wieder in die Gemeinde aufgenommen. Heute zählt man Karsamstag und Karfreitag dazu, aber die 6 Sonntage nicht und kommt so wieder auf die heiligen 40 Tage.

Fastenzeit hieß eigentlich eine Mahlzeit am Tag, meist abends. Man verzichtet auf Fleisch und Wein, später auch auf Milch, Butter, Käse und Eiern.

Heute haben wir alle Freiheiten die Fastenzeit für uns zu nutzen und sind nicht mehr an kirchliche oder gesellschaftliche Regeln gebunden. Wir können Alkohol, Zucker oder auch Computerspiele für diese Zeit weglassen oder einschränken.

Die Zahl 40

Die Zahl 40 ist eine für Heilsereignisse wichtige Zahl. 40 Wochen liegen zwischen Zeugung und Geburt. 40 Tage hält sich Moses auf dem Berg Sinai auf, 40 Tage befindet sich Jesus in der Wüste, 40 Jahre ist das Volk Israel in der Wüste….

In allen Kulturen ist eine Fastenzeit zu finden. Sie sind als Zeiten der körperlichen Reinigung und geistigen Kontemplation gedacht. Ein leichter Körper meditiert besser.

Fasten im Yoga

In den Niyama der Pantanjali Yogasutren finden wir eine Grundlage, die auf das Fasten hinweist. Niyama beschreiben unsere Haltung gegenüber uns selbst.

Niyama bedeutet beobachten. Um sich selbst zu erkennen und mit sich in Beziehung zu leben, muss man seine Haltung beobachten, denn Beobachtung ist die erste Voraussetzung zur Veränderung.

Tapas

Das für die Fastenzeit relevante Gebot ist Tapas

Der Bedeutungshof von Tapa ist:

  1. Wärme, Hitze, Feuer;
  2. Schmerz, Leiden;
  3. Buße, religiöse Askese, Kasteiung;
  4. Meditation in Verbindung mit der Praxis der persönlichen;
  5. Selbstverleugnung, oder körperlicher Kasteiung;
  6. Moralische Tugend, Verdienst.

Wie übersetzen wir es jetzt in unsere heutige westliche Welt? Ein Gang in die Sauna ist anstrengend, die kalte Dusche erfordert eine gewisse Überwindung, aber wenn wir es gemacht haben fühlen wir uns sauber, entspannt und wohl.

Es geht darum das zu verbrennen, was man nicht mehr haben möchte und eine gewisse Disziplin zu fördern. Dies erhöht unsere Entscheidungsfreiheit, da der Geist geschult ist. Damit sind wir besser in der Lage ihn zu beherrschen und uns nicht so sehr von ihm, bzw. von unseren Emotionen bestimmen zu lassen. Z. B. gibt es bei einer depressive Verstimmung immer Punkte, an denen wir uns entscheiden können etwas zu tun oder weiterhin durchhängend auf dem Sofa liegen. Dies erfordert eine Selbstdisziplin, die uns leichter fällt, wenn wir sie in anderen, evtl. leichteren Situationen geschult haben.

Disziplin ist immer im persönlichen Zusammenhang zu sehen und kann dementsprechend für zwei Menschen genau das Entgegengesetzte bedeuten. Für den Workaholic bedeutet es mit der Arbeit aufzuhören, für den unstrukturierten Menschen sich eine Arbeitsstruktur zu schaffen und einzuhalten.

Außerdem generiert Tapas Energie, d.h. durch das Ausüben von Tapas kann man Energie sammeln. Dies führt langfristig zur Bildung einer charismatischen Persönlichkeit.

Üben der Disziplin im Rahmen der Ernährung ist sehr beliebt. Es ist einfach durchzuführen, kostet nichts und im Alltag zu machen. In Indien gibt es eine weite Kultur des Fastens. Angefangen von bestimmten Lebensmittel nicht an bestimmten Tagen, bis hin zum völligen Fasten auch ohne Trinken.

Ich möchte betonen, dass dieser Grundsatz nicht als festgeschriebenes Gebot zu verstehen ist, sondern als Richtlinie, die immer einer eigenen Interpretation bedarf.