Jiva, die Seele – Ajiva, die unbelebte Energie

16.10.2017

Die westliche Physik geht davon aus, daß Energie erhalten bleibt. Sie ist in der Qualität veränderlich und kann Elektrizität, Antriebsenergie oder Wärmeenergie sein, aber sie bleibt erhalten.

In allen Religionen geht es um die Frage nach dem Beständigen. Was ist nach dem Tod, bleibt etwas, eine Energie, nach der Auflösung des Körpers erhalten?

In der Philosophie der Jains werden zwei unterschiedliche Energieformen beschrieben:

Ajiva die unbelebte Energie, die verschiedene Facetten hat

Materie, Pudgala

Die Charakteristik ist unbelebt und sie hat Form. Sie kann gefühlt, geschmeckt und gerochen werden. Sie hat Farbe, Form und Geräusche. Sie lässt sich in kleinste unsichtbare Teile zerlegen, die ständig miteinander interagieren. Sie schließen sich zusammen und zerfallen wieder.

Die Seele zieht Pudgala an und bindet sie an sich.

Zeit, Kaala

Die Zeit ist nicht materiell. Sie hat keine Farbe, keinen Geruch und keinen Geschmack. Man kann sie nicht fühlen. Zeit ist immerwährend aber trotzdem in kleine Teile unterteilt.

Raum, Akasha

Raum hat den Charakter Raum zu geben und andere Substanzen zu beherbergen.

Medium der Bewegung und Medium der Ruhe

Das Medium der Bewegung hilft der Seele und der Materie sich zu bewegen, wie das Wasser den Fischen hilft, dass sie sich bewegen können

Das Medium der Ruhe hilft der Seele und der Materie auf einem Platz zu bleiben, wie der Schatten den Reisenden ermöglicht sich auszuruhen.

Jiva – Seele

Sie ist die empfindende Energie. Sie ist unendlich und unsterblich. Sie ist das, was nach der Jain-Philosophie nach dem Tod bestehen bleibt. Entweder diese Energie wird in einem neuen Körper wiedergeboren, um sich von weiterem Karma zu befreien, oder sie steigt als individuelle Seele im Universum auf. Im Jainismus stellt man sich vor, dass es nach dem Universum mit Materie ein Universum ohne Materie gibt. Die Seelen steigen an den Rand des Universums mit Materie und bleiben dort in unendlicher Glückseligkeit.

Zusammenspiel Jiva -Ajiva

Die Materie dient als Hilfsmittel, „Träger“, der Seele, sie ist vergänglich, den Einflüssen der Zeit unterworfen. Demgegenüber ist Jiva, die Seele, unsterblich.

Identifizieren wir uns mit unserem Körper, mit der vergänglichen Materie, so werden wir Angst haben. Es führt zu Angst vor Verlust und Veränderung. Der größte Verlust ist der des Lebens – also haben wir Angst vor dem Tod, wenn wir uns sehr mit dem Körper identifizieren.

Angst bindet sehr viel Energie und macht uns kraftlos und starr.

Es ist unsere Aufgabe im Leben Kontakt zu unserer Seele, zu unserer unsterblichen Energie zu bekommen. Je mehr wir im Kontakt mit unserer Seele sind, desto mehr sind wir uns unserer Unsterblichkeit bewusst. Wir fühlen uns nicht mehr alleine, denn wir können unabhängig von der Materie die Energie anderer Seelen spüren und aufnehmen.

Energie

Jeder kennt das Gefühl unendlich Energie zu haben, wenn wir verliebt sind, wenn es uns gut geht und an Orten sind, die wir lieben. Wir sind durchlässiger für die Energie, haben mehr Kontakt zu uns selbst und deshalb weniger Verlustängste, die sonst so viel Energie von uns binden.

Im Yoga machen wir öfters die Entspannungsübung, bei der wir einatmend Energie aufnehmen, ausatmen die Spannung abgeben und so uns mit frischer Energie aufladen können.

Woher nehmen wir Energie auf? Aus dem unendlichen Reservoir des Kosmos, von Gott oder wie wir es auch immer gemäß unserer Religion bezeichnen. Es steht uns zur Verfügung und es ist unser Geburtsrecht immer darauf zurückgreifen zu können.

Karma – Kontakt zu unserer Seele

In der Jain-Philosophie ist uns der Zugang durch Schichten von Karma erschwert. Dadurch können wir unserer Seele nicht nahe sein.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, unserer Seele näher zu kommen. In der Meditation versuchen wir auch uns selbst nahe zu sein. Auch beim Bergsteigen, am Meer oder sonst in der Natur gibt es diese Situationen, die es uns leichter machen unserer Seele nahe zu sein. Ein Guru ist jemand oder etwas, der / das uns hilf, nahe bei uns selbst zu sitzen.

Naturgemäß ist es ist es schwieriger wenn wir sehr stark in Außenaktivitäten engagiert sind. Deshalb ist es wichtig uns jeden Tag für uns selbst einige Zeit zu nehmen. Dies gibt uns die Möglichkeit uns mit der unendlichen Energie des Kosmos aufzuladen.

Energie geben

Wenn wir die Möglichkeit haben Energie aufzunehmen, gibt es auch die Möglichkeit Energie weiter zu geben oder auch von anderen Menschen zu empfangen.

Beim Geben müssen wir Vorsicht walten lassen, damit wir uns nicht verausgaben. Gurudev Shree Chitrabhanu hatte dabei ein sehr schönes Bild. Wir haben viel Energie im Herzen, so dass immer etwas mehr da ist, dieses können wir weiter geben. Aber wir sollten nichts von unserer Substanz geben, das macht uns schwach und krank.

Außerdem müssen wir diesen Vorgang bewusst beenden, sozusagen die Verbindung aufheben, damit nicht unbewusst Energie weiter fließt, oder aber träge, „schlechte“ Energie in uns zurück fließt. Diesen unbewussten, ungehinderten Fluss halte ich für einen Grund des Burnout, aber darüber gibt es keine Untersuchungen.

Wir sollten uns aber immer darüber im Klaren sein, dass wir mit der Energie auch feinstoffliche Schwingungen des Anderen übernehmen und mit der Auswahl sorgfältig sein.