Karma in der indischen Philosophie

11.07.2016

Die Bedeutung

Karma ist ein Begriff aus Indien, der in vieler Munde ist und doch sehr unterschiedlich verstanden wird. Die Bandbreite des Verstehens bewegt sich unausgesprochen von fatalistische Lebenseinstellung bis zur Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen.
Ich beginne mit der Bedeutung des Wortes. Ein Wort in Sanskrit hat in der Übersetzung einen ganzen Bedeutungshof. So wird Karma wie folgt übersetzt: sowohl als Aktion, Arbeit, Tat; als auch religiöser Ritus, moralische Pflicht; als auch Ergebnis, und der Glaube, daß Taten in früheren Leben und jetzt bestimmte Konsequenzen nach sich ziehen.

Die Sichtweise aller indischen Philosophien

Nach der Karma Philosophie ist unser Leben heute bestimmt durch unser Karma, d.h. durch unsere früheren Taten. Dies bezieht sich sowohl auf frühere Leben, als auch auf Taten unseres jetzigen Lebens. Wir bauen also mit dem, wie wir heute Leben, unser Leben von morgen. Gute Taten führen zu besseren Leben, mehr Wohlbefinden, Komfort, und besseren zukünftigen Lebensformen; schlechte Taten führen zu Unglück, Krankheit etc. oder auch niedrigere Form des Lebens.

Karma ist in allen indischen Religionen zu finden und hat in allen Religionen Indiens einen bedeutenden Platz. In den westlichen Religionen, Christentum, Judentum und auch im Islam ist es nicht in dieser Bedeutung zu finden. Vielleicht, da die Akzeptanz eines omnipotenten Gottes sich nicht mit dem Karma Konzept verträgt.

Im Jainismus

Die folgende detaillierte Beschreibung des Karmas bezieht sich auf die Sichtweise der Jain Philosophie.
Karma wird als Materie – Teilchen gesehen, die sich mit der reinen Seele verbinden und diese beschweren. Wie Schlamm einen Flaschenkürbis beschwert und ihn zum sinken bringt, obwohl er ohne diesen schwimmen würde. Karma – Teilchen hinterlassen Spuren auf unserer Seele, binden sich an diese. Sie bewirken durch die Bindung der Seele an die Materie, dass sich die Seele solange, sie nicht von Karma befreit ist, immer wieder an gröbere Materie bindet und inkarniert.

Alle Seelen sind vom Ursprung gleich – rein, der Unterschied wird durch die verschiedenen Karmas gebildet. Die Seelen der Pflanzen, der Tiere, der Menschen sind alle gleich. Die Theorie der Wiedergeburt ist eine Konsequenz der Karma –Theorie, denn das Ziel ist die Seele vom Karma zu befreien, dass sie ungehindert aufsteigen kann.

Karma wird in drei Stufen gesehen.

  • Karma, das durch Taten, die man selbst tut entsteht
  • Solches, das das dadurch angesammelt wird, dass man andere bei ihren Taten unterstützt
  • Und solches, das man nicht verhindert.

Karma in drei Ebenen

  • Karma wird in Gedanken
  • Worten
  • Taten verursacht.

Verschiedene Karma- Arten

Unterschiedliche Taten führen zu verschiedenen Arten von Karmas: Gute Taten zu guten Karmas (punja), schlechte Taten zu schlechten Karmas (papa) Letztlich geht es darum alles Karma zu beseitigen, sich auch von punja zu lösen, aber auf dem Weg des Lebens ist punja sehr hilfreich.

Je nachdem auf welche Weise Karma erworben wird, wird es anders bezeichnet. Es gibt acht Kategorien, die ich nicht einzeln ausführen werde. Wichtig dabei ist, dass je nach Art des Karmas auch die Hindernisse im Leben sein werden. Z.B. wenn ich viel wissenbedeckendes Karma angehäuft habe, wird dieses mein Wissen verschleiern und ich werde mir nicht leicht Wissen aneignen können. Die Folgen des Karmas beziehen sich also immer auf den Bereich, in dem ich Karma erworben habe.

Während unseres Lebens können wir uns von manchem Karma trennen, andere können wir erst beim Tod auflösen. So kann man das Karma der Lebensspanne erst mit dem Tod beenden.

Intuition und Verantwortung

Je mehr Karma wir abgestreift haben, desto mehr Zugang zu dem Wissen des Universums haben wir. So können wir, wenn wir darauf hören, uns immer mehr auf unsere Intuition verlassen.

Das Konzept der Sünde hat hier keinen Platz. Alles ist eine Konsequenz unserer vergangenen Handlungen. Die Veränderung im Leben beginnt mit dem Verständnis dieser Zusammenhänge. Außerdem müssen wir die Verantwortung für unsere eigenen Handlungen übernehmen und aufhören anderen die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Wie leicht machen wir die Eltern, die Gesellschaft, die Umstände etc. für das verantwortlich, was uns passiert.

Zugegeben, es ist nicht leicht immer die Verantwortung selbst zu übernehmen, aber wir können üben und daran wachsen.