Bei meinem letzten Telefongespräch mit Pramodaji Chitrabhanu, der Frau meines Lehrers, erzählte sie mir, dass sie für sich diesen Monat zur Zeit der Anerkennung und Wertschätzung erklärt hat. Sie ruft Menschen, die ihr wichtig sind und sie eine inspirieren, an. Sie sagt ihnen, was für sie besonders wichtig und anerkennenswert ist. Für mich war dies eine wunderschöne Erfahrung, die mich nachdenken ließ.
Alte Erziehungsprinzipien
Ich erinnerte mich an ein Jugendbuch meiner Großmutter, das ich früher gelesen habe, in dem gesagt wurde: „Kein Tadel ist des Lobs genug.“ Der andere Spruch, der mir gleich einfiel ist: „Eigenlob stinkt!“ Weder das Fremd-Lob noch das Eigenlob ist in unserer Kultur verankert. Für mich ist dies ein Ausdruck des preußisch, protestantisch Kargen, das so häufig vorherrscht.
Aus diesen alten Prinzipien resultiert auch die häufig anzutreffende geringe Fähigkeit Anerkennung anzunehmen. Wir verringern damit unsere eigene Freude und die Möglichkeit an der Wertschätzung zu wachsen. Gleichzeit nehmen wir den anderen nicht wirklich ernst.
Notwendigkeit der Wertschätzung
Dabei brauchen wir Wertschätzung und Anerkennung sehr. Sie zeigt uns Wohlwollen, Anerkennung, Interesse, Aufmerksamkeit und Respekt. Sie nährt uns, sowohl wenn wir sie empfangen, als auch wenn wir sie erteilen.
Natürlich ist der Idealfall, wenn wir unseren Wert aus uns selbst schöpfen können, aus unseren Aufgaben, denen wir gewachsen sind und die wir erledigen konnten. Aber es ist eine Illusion. Wir leben in einer Gesellschaft und brauchen immer wieder den Spiegel, den wir durch die Meinung anderer erfahren. Wir brauchen die Balance zwischen äußerer und innerer Wertschätzung. Nicht das Zuviel der narzisstischen Anerkennungs-Gier und auch nicht das Einsiedlerische, ich brauche nichts von niemandem.
Wertschätzung und Selbstwertgefühl
Sowohl Anerkennung geben, als auch sie zu empfangen festigt unser Selbstwertgefühl. „Menschen mit hohem Selbstwert haben öfter eine wertschätzende Haltung anderen gegenüber, werden öfter von anderen wertgeschätzt, wohingegen Personen die zum aktiven Mobbing neigen, häufig ein eher geringes Selbstvertrauen damit kompensieren.“ (aus Wikipedia)
Gemeint ist damit nicht übertriebene, unglaubwürdige Wertschätzung, die zur Manipulation dient, sondern Wertschätzung, die vom Herzen kommt, auch wenn sie manchmal erst im Kopf beginnt. Nehmen wir es als Herausforderung, diesen versteckten Teil in uns zu kultivieren.