Konstitution des Menschen aus Ayurvedischer Sicht

13.06.2016

Ayurveda = Indisches Gesundheitssystem

Ayu bedeutet Leben, Veda ist mit Wissenschaft zu übersetzten.
Ayurveda möchte ich mit dem Begriff: indisches Gesundheitssystem, übersetzen. Es bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens und ist deshalb nicht von der Philosophie zu trennen. Ich beschränke mich in diesem Blogbeitrag auf die Konstitutionen des Menschen aus ayurvedischer Sicht.

5 Grundelemente und 3 Grundprinzipien (Dosha)

Es gibt fünf Grundelemente, aus denen der menschliche Körper zusammen gesetzt ist. Dies sind die Elemente:

  • Äther,
  • Luft,
  • Feuer,
  • Wasser und
  • Erde.

Aus diesen fünf Elementen leitet das Auyurveda drei Grundprinzipien ab, die als Tridosha, d.h. drei Dosha bezeichnet werden.

  • Aus Äther und Luft bildet sich Vata (Vata Dosha).
  • Feuer (und Wasser) manifestiert sich als Pitta (Pitta Dosha).
  • Erde und Wasser werden zusammen zu Kapha (Kapha Dosha).

Diese drei Doshas sind in jedem Menschen mit unterschiedlicher Gewichtung zu finden. Sie bestimmen und regeln alle biologischen und psychologische Funktionen des Körpers, des Geistes und des Bewusstseins.

Konstitutionstypen

Meistens sind ein oder zwei Doshas vorherrschend, so dass es sieben grundlegende Konstitutionstypen gibt.

  • Vata,
  • Pitta,
  • Kapha,
  • Vata-Pitta,
  • Pitta-Kapha,
  • Vata-Kapha,
  • Vata-Pitta-Kapha.

Die feine Variation ist noch vielfältiger. Der individuelle Konstitutionstype wird bei der Geburt festgelegt.

Ein Ungleichgewicht des persönlichen Verhältnisses der Doshas zueinander führt zu Krankheiten. Deshalb ist ein Verständnis der Dosha und des persönlichen Konstitutionstyps sinnvoll, um Einfluss auf die eigene Gesundheit zu nehmen. Es gibt hierzu in der Literatur Listen mit Eigenschaften, die es möglich machen die eigene Dosha-Zusammensetzung zu erkennen. Vorsicht ist geboten, damit man nicht Störungen zur Konstitution zählt. Z.B. Verstopfung kann eine Störung sein andererseits neigt Vata dazu.

Vata

ist das Prinzip der Bewegung, luftig und leicht. Es regelt die Atmung, den Lidschlag, die Bewegung der Muskeln, den Herzschlag, alle Bewegungen der Zellen, Nervenzellen etc. Psychologisch werden Empfindungen wie Frische, Nervosität, Angst, Furcht, Zittern und Krämpfe dem Vata Prinzip zugeordnet. Vata sitzt in Dickdarm, Beckenraum, Knochen, Hüfte, Haut und Ohren.

Pitta

ist die Hitze, die Energie des Körpers und wird häufig mit Feuer übersetzt. In manchen Büchern wird auch etwas Wasser dem Pitta zugeordnet. Es umfasst den Stoffwechsel, d.h. Verdauung, Absorption, Assimilation, Nutrition, Körpertemperatur, Hautfarbe und auch Intelligenz und Verstehen. Psychologisch wird es mit Zorn, Hass und Eifersucht in Verbindung gebracht. Der Sitz von Pitta ist im Dünndarm, Magen, Schweißdrüsen, Blut, Fettgewebe und Haut.

Kapha

setzt sich aus Erde und Wasser zusammen. Es hält die Elemente im Körper fest zusammen und bilden das Material für die körperliche Struktur. Es ist für die Abwehrkräfte des Körpers zuständig. Kapha bildet die Gelenkflüssigkeit, Feuchtigkeit der Haut, fördert die Wundheilung, füllt Räume im Körper aus, verleiht biologische Kraft, Vitalität und Stabilität, unterstützt das Erinnerungsvermögen, gibt Herz und Lunge Energie. Es manifestiert sich im Brustraum, Hals, Kopf, Nebenhöhlen, in der Nase, im Mund, Magen, Gelenken, Zytoplasma, Plasma und in den Sekreten des Körpers wie den Schleimabsonderungen. Psychologisch drückt sich Kapha in Gefühlen der Gier, des Neides, des Festhaltens und der Trägheit aus. Aber auch die Neigung zur Ruhe, Vergebung und Liebe hat ihren Ursprung im Kapha Dosha.

Störungen der Doshas als Krankheitsursache

Auch wenn man die eigene Konstitution nicht kennt, gibt es die Regel, dass Vata am leichtesten gestört wird. Logisch, denn Vata ist Äther und Luft. Bläst man in die Luft, wird sie schon aus ihrem eigenen Rhythmus gebracht und gestört. So ist es immer gut Vata zu besänftigen. Insbesondere wenn das Wetter stürmisch ist, wie im Herbst und Frühjahr. Vata liebt einen regelmäßigen Lebenswandel und warmes Essen. Ausgesprochene Vata-Menschen lieben Suppen und meiden Wind und Zug.

Durch die Konstitution des Menschen (Kapha, Vata, Pitta) wird die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten erklärbar. Im Folgenden gebe ich einen groben Überblick über die Zuordnung der Krankheiten zu den einzelnen Doshas.

  • Kapha: Bronchitis, Lungenkongestion, Mandel- und Nebenhöhlenentzündung.
  • Pitta: Leber, Gallestörungen, Magenübersäuerung, Gastritis, Störungen der Haut.
  • Vata: Blähungen, Schmerzen im unteren Abschnitt der Wirbelsäule, Arthritis, Ischias, Lähmungen und Neuralgie.

Jedes Dosha hat ein bestimmtes Organ, in dem die Störung entsteht. Dies ist für Vata der Dickdarm, für Pitta der Dünndarm und für Kapha der Magen. Für jedes dieser Organe gibt es Reinigungstechniken. Diese werden in ayurvedischen Kliniken oder auch in manchen längeren Yogaseminaren gelehrt.

Agni – das Verdauungsfeuer

ist der Schlüssel zu Krankheit oder Gesundheit.

Agni hängt mit Pitta eng zusammen. Wenn Agni gut funktioniert, werden die Vorgänge der Zersetzung, Absorption und Assimilation der Nahrung reibungslos ablaufen. Bei Störungen der Doshas wird Agni gestört und beeinflußt den Stoffwechsel. Abwehrkräfte und Immunsystem werden gestört, Nahrung bleibt unverdaut, sammelt sich im Dickdarm an (wird Ama genannt) und verstopft Därme, Kanäle und Kapillaren des Körpers.

Ama ist die Wurzel aller Krankheiten. Dies ist ein Grund, weshalb die Yogis so sehr ihren Körper reinigen wollen, um alles Ama hinaus zu schaffen und außerdem die Durchlässigkeit des Körpers zu erhöhen.
Toxine entstehen nicht nur durch unvollständige Verdauung, sondern auch durch emotionale Faktoren, wie unterdrückter Ärger, Zorn, Angst, Besorgnis….

Ernährung zum Ausgleich für die Doshas

Um die Doshas im Gleichgewicht zu halten bzw. zu bringen ist eine sehr individuelle Ernährungsweise notwendig, die auf den eigenen speziellen Konstitutionstyp ausgerichtet ist. Ebenso müssen die Jahreszeiten berücksichtigt werden. Bei Hitze ist Agni, das Verdauungsfeuer geschwächt, im Winter benötigen wir mehr Energie und Wärme.