Maitri Bhavanu – Freundschaftlichkeit

20.05.2019

Der wohltuende Strom der Freundschaftlichkeit

Einleitung

Shree Chitrabhanuji hat ein sehr bekanntes Lied geschrieben und komponiert. Es ist wie ein Gebet. Dieser Auszug aus einem kleinen Buch enthält Vorträge zu den Hauptthemen dieses Liedes: Freundschaftlichkeit, Anerkennung, Mitgefühl und Gelassenheit.

Die, in diesem Gebet beschriebenen vier Themen zeigen uns einen Weg zu einem zielbewussten Leben. Für Chitrabhanuji ist ein Gebet nicht ein Bittgesuch, in dem wir um die Gnade eines Gottes flehen. Ein Gebet führt zu einer Transformation des Selbst – des Bewusstseins, die es uns ermöglicht der Welt voller Liebe und Ruhe näher zu kommen.

Chitrabhanuji’s Botschaft ist Offenheit und Empathie mit allen Lebewesen. Sein Gebet versucht die Sinne zu schärfen, die Herzen zu öffnen und dem Leser zu ermöglichen, das grenzenlose Selbst zu erfahren. Das Gebet zeigt einen pragmatischen Weg zu einem erfüllten Leben voller Glück, das wie ein Wundermittel in dem modernen Lebenskampf wirkt.

In der Komposition dieses Gebetes hat sich Chitrabhanuji auf das Wesentliche der Lehren von Mahavir, Buddha und Patanjali bezogen. Jedoch verweilt er nicht in der Vergangenheit. Er spricht für die Gegenwart und zieht aufmerksames Publikum in der ganzen Welt an. Er hat z.B. bei folgenden Gelegenheiten gesprochen und gelehrt: Spiritual Summit Conference in Genf, den Vereinten Nationen und der Harvard Divinity School Conference in Massachusetts. Er war auch eingeladen ein Gebet in dem U.S. Repräsentantenhaus, The Capitol, Washington D.C., zu sprechen. Seiner Weisheit liegt die Interaktion mit Menschen aller Rassen und jeden Glaubens zugrunde. Kein Wunder, dass Menschen aus der ganzen Welt für seine aufschlussreichen Weisheiten empfänglich und offen sind.

Danksagung

Dieses Buch wurde durch den liebevollen Dienst von Dr. S.K. Saksena und Mamata Julia Yagalla möglich. Die Übersetzung ins Deutsche ist von Edeltraut Pandya mit der freundlichen Hilfe von Norma Windmöller.

Freundschaftlichkeit

Die erste Charakteristik von Dharma ist Freundschaftlichkeit

  • Möge der heilige Strom der Freundschaft
  • für immer in meinem Herzen fließen,
  • möge das Universum gedeihen,
  • das ist mein höchster Wunsch.

Einem Menschen, in dessen Herz der Samen der Freundschaftlichkeit aufgegangen ist, erscheint die ganze Wellt voller Freunde. In wessen Herz Liebe und Freundschaftlichkeit überströmt, wird eine Stimme laut: „Wenn ich wegen meiner Taten unglücklich bin, möge die schlechte Zeit nicht auf andere übergreifen. Mögen alle Seelen erfüllt sein! Mögen alle frei von ihren Bindungen werden und sich von ihren Schwächen befreien! Mögen alle frei sein! Möge niemand abhängig oder eine Last für jemand anderen sein!“

Anerkennungsfähigkeit

Die zweite Charakteristik von Dharma ist Anerkennungsfähigkeit

  • Möge mein Herz in Verzückung singen
  • bei dem Anblick der Tugendhaften,
  • und möge mein Leben eine Gabe zu ihren Füßen sein.

Dieses Gefühl hat ihren Ursprung im Respekt für die guten Eigenschaften der Anderen. Wenn wir die Tugenden in guten Menschen sehen, schlägt unser Herz voller Freude. Das Herz tanzt, wenn wir Heilige sehen, die ein einfaches und tugendhaftes Leben führen. Diese guten Menschen zeigen durch das Beispiel ihres eigenen Lebens der Welt den Weg zur Selbstverwirklichung. Diese großen Seelen zeigen durch ihr leuchtendes und anregendes Beispiel denjenigen den richtigen Weg, die ihren Weg verloren haben.

Seit unendlicher Zeit sind diese mitfühlenden, großen Seelen, wie ein kühler Schatten eines Baumes in der Wüste des Lebens. Diejenigen, die Freude aus den Tugenden anderer schöpfen, leuchten selbst mit dem Licht der Tugendhaften.

Es gibt diejenigen, die keinen Respekt älteren Menschen gegenüber zeigen, aber nicht zögern vor einem korrupten, betrunkenen höheren Beamten zu halten. Sie schämen sich nicht dafür. Der Mensch duckt sich vor der Macht und dem Geld. Aber sie stehen arrogant vor den ehrlichen und einfachen Menschen, da sie die Schätze der Tugendhaften nicht anerkennen können. Jemand, dessen Herz mit Anerkennungsfähigkeit (pramodabhava) gefüllt ist, ist auch voll von Mitgefühl.

Mitgefühl

Die dritte Charakteristik von Dharma ist Mitgefühl

  • Möge mein Herz bluten beim Anblick
  • der Unglücklichen, der Unbarmherzigen und der Armen,
  • und mögen Tränen des Mitgefühls aus meinen Augen fließen.

Jemand voller Mitgefühl, wird im Herzen immer Empathie für alle Lebewesen der Welt haben – er nimmt sich immer der Sorgen der Anderen an und wird immer bestrebt sein, die Sorgen der Anderen zu lindern.

Freundschaftlichkeit ist die Wurzel für Mitgefühl. Wir zeigen Anteilnahme für die Unglücklichen und die Leidenden. Unser Herz weint beim Anblick der Gestrandeten und Charakterlosen. Betrunken durch Macht und Reichtum, hört der Charakterlose nicht auf Andere. Was wird ihnen zustoßen, wenn ihr Vorrat an Punya (gutes Karma) verbraucht ist? Wer will ihnen dann Unterstützung gewähren? Heute lachen sie und verhalten sich schlecht. Diese Taten werden ihre heftigsten Tränen nicht wegwaschen können.! Die Quelle, aus der sie das kühlenden Wasser des Genusses schöpfen, werden sie eines Tages mit ihren eigenen warmen Tränen füllen müssen! Im Licht dieser Weisheit, sind herzlosen Menschen, die heute glücklich scheinen, die unglücklichen Menschen von morgen. Bei diesen Gedanken werden die Herzen der Mitfühlenden warm. Sie haben Tränen des Mitgefühls für die Unglücklichen in ihren Augen.

Gelassenheit

Die vierte Charakteristik von Dharma ist Gelassenheit

  • Möge ich immer da sein,
  • den weglosen Wanderern des Lebens den Weg zu zeigen,
  • jedoch, wenn sie mir nicht zuhören,
  • möge ich geduldig warten.

Eine Person, die mit diesem Charakter ausgestattet ist, versucht diejenigen zu retten, die im eigenen Schlamm versinken, aber sie selbst wird nicht durch irgendein falsches Verhalten verdorben.

Sie versucht jeden, soweit es ihr möglich ist, daran zu hindern Gewalt zu verwenden. Sie versucht denjenigen den wahren Weg zu zeigen, der auf Abwege geraten ist. Und wenn jemand ihn beleidigt und sagt: „Kümmere dich um deine eigenen Dinge, ich brauche deinen Rat nicht, ich kann mir selbst helfen, wer hat dir das Recht gegeben, dich einzumischen?“ Selbst bei solchen Beschuldigungen, wird ein Mensch, der in Gelassenheit lebt, nicht wütend. Er wird sicher den sinkenden Menschen retten wollen, aber er wird ihn, auch wenn er beleidigt wird, nicht in noch tieferes Wasser schupsen.

Niemand, der diese vier Charaktereigenschaften aufgenommen hat, kann ein egoistisches Leben voller Selbsttäuschung führen. Er denkt sich, „ich bin ein Reisender in dieser Welt. Ich muss den Duft der Humanität aussenden. Möge das Gute die ganze Welt befallen, meine Erlösung liegt genau darin! Wie kann Mitgefühl irgendjemanden schaden? Wenn Streit in der Welt ist, wie kann ich dann friedvoll sein? Genauso, wie ich nach Glück, Frieden und einem guten Leben strebe, sucht der Rest der Menschheit dies. Ein friedliches Leben führen und Frieden auszustrahlen ist meine Natur – mein Dharma.“

Mit dem Gefühl der Freundschaftlichkeit taucht sicher dieser Gedanke auf: „Wie kann ich mein einfaches Leben verlassen, wenn die Welt voller Sorgen ist und mich einem Leben voller Vergnügen zuwenden? Wie kann ich mich dann in einer Ecke verstecken, wenn die ganze Welt in Elend versunken ist und nur mein eigenes Leben genießen? Ich muss anderen etwas geben und ihnen etwas gutes tun. Bewusster Dienst an anderen ist Dienst für das eigene Selbst. Anderen zu helfen ist meine Pflicht. Furchtlosigkeit, die aus Freundschaftlichkeit entsteht und Liebe zu der Menschheit ist mein Dharma.“

In wessen Herzen Freundschaftlichkeit, Anerkennung, Mitgefühl und Gelassenheit wohnt, für den ist Respekt, Ehre oder Beleidigung das gleiche. So eine Mensch wird nicht durch das Lob anderer freudig erregt oder durch eine Beleidigung ruhelos. Er hat eine innere Zufriedenheit, durch die gut bewältigten Pflichten. Er erwartet kein Lob von Anderen. Er hört nicht auf und wird nicht müde. Was immer er tut, tut er für die eigene Zufriedenheit und wird nicht durch seine Leistungen eitel. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die nahe Verwandtschaft von Milch und Wasser.

Wie wunderbar ist die Freundschaft zwischen Milch und Wasser! Die Milch schenkt dem Wasser die weiße Farbe und das Wasser bringt seine ganze Identität mit ein und vermischt sie mit der Milch. Nur dann werden beide eins. Die wirkliche Bedeutung von Freundschaftlichkeit ist Einheit. Einheit teilt nicht auf, keine egoistischen Begriffe wie Dein und Mein.

Wenn die Milch kocht, verdunstet das Wasser. Warum? Die Milch hat dem Wasser die Farbe verliehen. Wenn die Hitze des Feuers das Wasser verdunsten lässt, kocht die Milch über und ergießt sich ins Feuer. Sie opfert sich selbst ganz für ihren Freund. Was machen wir dann? Wir sprengen etwas Wasser in die Milch. Wenn der Freund zurück kommt, beruhigt sich die Milch. Die Milch wird dann vom Ofen genommen. Das ist wirklich tief verwurzelte Freundschaft. Wenn sogar Nicht-Lebewesen bereit sind sich aus Freundschaftlichkeit hinzugeben, wie steht es dann mit uns Lebewesen? Wir müssen darüber nachdenken, ob wir auch solche alles durchdringende, freundschaftliche Gefühle in uns entwickelt haben.
Der erste Schritt zum Dharma ist Freundschaftlichkeit. Nachdem wir die freundschaftlichen Gefühle in unser Leben gebracht haben, wird die Großartigkeit mit der wir eine Arbeit gemacht haben nicht mehr der erste Faktor sein. Unsere Art zu denken hat sich verändert. Das ist dann mein Dharma. Als Mensch folge ich mein Dharma. Ich führe ein pflichtbewusstes Leben. Um solche wunderschönen pflichtbewussten Gefühle zu wecken, sollten wir jeden Tag, wenn wir in den Spiegel schauen, auf unser Selbst und unser Leben meditieren. In dem Spiegel unserer Meditation werden wir die Schönheit unserer Seele erahnen. Diese Erfahrung ist der wahre Weg zur Befreiung des Selbst.

Publilshed by:

  • * Divine Knowledge Society
  • Mumbai

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