Nadi Sodhana Pranayama

14.08.2017

Nadi Sodhana – Wechselseitige Nasenloch Atmung

Nadi Sodhana machen wir in jeder Yogastunde, da es eine so wichtige, vielfältige Atemtechnik ist. Die Fülle der Wirkungen von Nadi Sodhana ist so wichtig, dass ich da über diesen Blog schreibe.

Ausführung der Technik

Sitz

Ein aufrechter, bequemer Sitz ist notwendig, damit die Lunge sich voll entfalten kann. Ich bevorzuge die Vajra Asana, den Fersensitz, aber jeder andere Sitz ist möglich, auch auf einem Hocker.

Hasta Mudra – Handhaltung

Die rechte Hand wird zum wechselseitigen Verschließen der Nase benützt. Von der rechten Hand werden der Zeigefinger und Mittelfinger eingeklappt, Ringfinger und kleiner Finger ausgestreckt. Der Daumen kann so das rechte Nasenloch, Ringfinger und kleiner Finger das linke Nasenloch, verschließen.

Atmung

  • Ausatmend beginnen
  • dann das link Nasenloch verschließen, rechts einatmen
  • das rechte Nasenloch verschließen, links ausatmen
  • links einatmen
  • zum anderen Nasenloch wechseln, rechts ausatmen.

Dies ist eine Runde. Am besten ist es diese Atmung neun Runden lang auszuführen.

Der Atem soll langsam und gleichmäßig fließen. Man kann auch noch die Länge des Atems zählen, dann wird der Ausatmen und Einatmen leichter gleich lang.

Wirkung

Reinigen

Nadi Sodhana heißt übersetzt Reinigung der Nadis, der feinstofflichen Energiekanäle. Das Yoga geht davon aus, dass die Nadis in den Nebenhöhlen beginnen und dort über die Atemluft mit feinstofflicher Energie (nicht Sauerstoff) versorgt werden. Die Schleimhäute der Nebenhöhlen haben etwa die Größe eines Fußballfeldes. Diese gilt es zu reinigen. Deshalb ist es auch häufig, dass wir uns nach oder während dieser Atmung schnäuzen müssen.

Ausgleich

Je nach Tätigkeit und Zeit ist mal das eine oder das andere Nasenloch freier, d.h. aktiver.

Das Yoga geht davon aus, dass die Schleimhäute der rechten Nasenloch – Seite mit dem sympathischen Nervensystem verbunden ist. Dies ist das Nervensystem, das aktiv wird, wenn der „Tiger“ vor uns steht, also das Nervensystem das bei Aktivitäten mehr in Aktion tritt.

Die linke Seite ist mit dem parasympathischen Nervensystem verbunden, das für die Ruhefunktionen zuständig ist, also Verdauung, Schlaf und ähnliches.

Im Yoga wird immer ein Ausgleich angestrebt.

Übung

Man kann es testen, wenn man die Zeigefinger nass macht und unter die Nasenlöcher hält. Welches Nasenloch ist aktiver? Nach mindestens neun Runden kann man es wieder testen. Hat sich die Tätigkeit der Nasenlöcher verändert? Ist sie gleichmäßiger geworden?

Bei sehr schiefen Nasenscheidenwänden ist der Ausgleich nicht, oder nur über längeres Üben bedingt möglich.

Konzentration

Durch das wechselseitige Atmen, wir mal die linke, mal die rechte Gehirnhälfte mehr angesprochen. Das Heißt, beide Gehirnhälften müssen bei dieser Übung zusammenarbeiten.

Übung

Dies kann man noch verstärken, indem man die wechselseitige Atmen durchführt, ohne die Hand zur Hilfe zu nehmen. Man denkt rechts ein, links aus, links ein und rechts aus. Mit viel Übung kann man den Atem auch in Gedanken steuern, vor allem wenn man mit der Hand beginnt und nach einiger Zeit ohne Hand so weiter atmet.

Wichtiger als der reale Atemfluss ist aber die Vorstellung, die unser Gehirn ins „Schwitzen“ bringt. Da das Gehirn nur eine Aufgabe auf einmal erledigen kann und die gestellte Aufgabe für das Gehirn eine Herausforderung darstellt, muss es sich auf diese Aufgabe konzentrieren und kann nicht abschweifen. So können wir einerseits Konzentration üben, andererseits kommen wir in aufgeregten, angespannten Situationen wieder zu unserer Konzentration.

In Prüfungen, Vorstellungsgesprächen und andere wichtige Situationen können wir uns selbst unterstützen. Ohne Hand, fällt es auch in der Öffentlichkeit auf, dass wir diese Atmung üben.

Die eigene Mitte

Es gibt Tage, Stunden, in denen wir uns nicht in unserer Mitte fühlen. Alle Übungen, die über unsere Mitte arbeiten, helfen uns wieder in Balance und in unsere Mitte zu kommen. Wichtig ist dafür, dass die rechte und linke Gehirnhälfte zusammen arbeiten muss und wir uns konzentrieren müssen. Auch zur Stressreduzierung sind diese Übungen wichtig. Deshalb werden sie auch bei Burnout eingesetzt und auch zur Burnout-Prophylaxe.

Vorsicht

Wichtig ist es immer die eigenen Grenzen zu beachten. Das Lungengewebe ist ganz zart und so zart müssen wir es auch behandeln. Wir dürfen niemals beim Üben atemlos werden oder Beklemmungen fühlen. Einen längeren Atem bekommen wir durch häufiges Üben und nicht durch gewaltsames Üben!

Weitere Übungsmöglichkeiten

Mit diesen soll man erst beginnen, wenn man ausreichend Praxis mit den oben beschriebenen Techniken hat.

Man kann den Atem zwischen Ein und Ausatmen einhalten – Antar Kumbhaka. Es ist die gleiche Atemführung, nur dass der Atem nach dem Einhalten die gleiche Länge eingehalten wird.

Ebenso ist ein Aushalten des Atems möglich – Bahir Kumbhaka

Man kann auch den Savitri Rhythmus zum Atmen wählen. Dies bedeutet 6 zählen beim einatmen, 3 zählen den Atem einhalten, 6 zählen beim Ausatmen, 3 den Atem aushalten.

Auch andere Atemrhythmen sind möglich.

Nach dem Üben von Nadi Sodhana zeigt sich eine Wirkung. Eine langfristige Wirkung ist aber bei längerem, regelmäßigen Üben zu erzielen.

Probiert es aus!