Ein Thema, das zum in diese Jahreszeit passt. Am 31. Oktober ist Halloween und am 1. November ist Allerheiligen. Schon zu keltischer Zeit wurde Samhain an einem Neumond im Oktober oder November gefeiert. Es wurde der Ahnen gedacht. Es ist eine Zeit des Abschied Nehmens. Die Zeit der Dunkelheit, in der die Natur in die Winterruhe geht.
In jeder Religion oder Lebensphilosophie ist die Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen von zentraler Bedeutung. Diese zwei Fragen gehören zusammen, sie sind wie ein Kreis, der sich schließt.
Auch in jeder Kultur nimmt diese Frage einen großen Raum ein. In der Kunst werden viele Bilder zu diesem Thema geschaffen. Die Musik und auch viele Bücher beschäftigen sich mit dem Thema. Das Thema Tod hat auch in der Forschung Eingang gefunden. Es wird Nahtoderfahrungen, also über Menschen, die klinisch Tod waren und ins Leben zurückgeholt wurden, geforscht.
Umgang mit dem Tod
Früher
Früher gab es eine ausgeprägte Kultur des Sterbens, man starb im Kreise der Familie. Das Lebensalter war meist nicht so hoch. D.h. jeder hatte schon in seiner Kindheit Erlebnisse, die ihn mit dem Tod konfrontierten. Die Beschäftigung mit dem Tod war dadurch allgegenwärtig.
Heute
- Heute stirbt man spät, nicht selten besucht im Altenheim der mehr oder weniger rüstige 70jährige Sohn oder Tochter seine 90jährige Mutter. Die Erfahrung des Sterbens im nahen Umfeld kommt spät.
- Sterben ist ein Prozess, der selten im häuslichen Umfeld erlebt wird, meist wird er ins Krankenhaus verlagert
- Gerade Mediziner können oft nicht damit umgehen, sterben ist für sie mit versagen verbunden
- Die früher öffentliche Trauerarbeit gibt es nicht mehr, Angehörige müssen alleine im Verborgenen trauern. Z.B. Das Schwarz tragen wird nicht mehr mit Trauer verbunden. Dies signalisierte früher jedem: Vorsicht, es ist ein mir nahestehender Mensch gestorben und ich trauere.
- Trauerrituale gibt es wenig, vor allem außerhalb der Kirche nicht.
Ich habe es auch schon öfters erlebt, dass die Trauerfeier bei einer Urnenbestattung erst 6 Wochen nach dem Tod stattfindet. Ein viel zu später Zeitpunkt für dieses Ritual.
Fazit
Wir haben heute wenige Vorbilder mit dem Sterben und dem Tod umzugehen. Ich bin immer wieder dankbar für die Jahre Altenheim, wo ich mich intensiv mit dieser Frage beschäftigen musste. Dankbar über den Tod meiner Mutter, der wir ermöglichen konnten im häuslichen Umfeld zu sterben. Sie hat uns aber auch uns Auseinandersetzung mit dem Tod ermöglichte.
Die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Tod und Sterben
Im Lebensalltag machen wir ständig Erfahrungen der eigenen Endlichkeit und Begrenzung.
Tod bedeutet Trennung – davon erfahren wir schon im Leben etwas, Schmerz, Krankheit, Alter, Enttäuschung, Untreue, Abschied etc. Alles sind „Tode“ im Kleinen. Jeder Abschied ist eine Vorbereitung für den letzten endgültigen Abschied. Deshalb ist sich Verabschieden so wichtig.
Trennung ist immer mit Trauerarbeit verbunden, sei es nun Trennung von Menschen, Lebensabschnitten, Vorstellungen oder Idealen. D.H. wenn wir keine Trauerarbeit leisten, werden wir immer versuchen die Abschiede einfach mit neuer Aktivität zuzudecken. Z. B. gleich nach Beendigung einer Beziehung in die nächste hinein schliddern.
Wenn das Leben vorwiegend als Besitz betrachtet wird, haben wir nicht Angst vor dem Sterben, sondern vor dem Verlust dessen, was wir besitzen: Körper, Ego, Besitztümer, Identität Angst in den Nichtbesitz zu blicken.
Je mehr wir uns in der Existenzweise des Habens befinden, desto mehr werden wir uns vor dem Sterben fürchten. (Fromm)
Das Leben beginnt mit einer Trennung, der Trennung von Mutter und Kind.
Wenn wir keine Vorstellung davon haben, was nach dem Leben ist, macht es große Angst. Alles völlig unbekannte, Diffuse macht Angst. Vielleicht ist dies ein Grund, warum die heutige Gesellschaft ewig jung bleiben möchte.
Sterben ist fürs Leben wichtig, denn nur wenn wir die Begrenztheit der Zeit sehen ist sie wertvoll. Deutlich wird das am Urlaub. Er hat durch die Begrenztheit eine besondere Qualität und Bedeutung. Eine Langzeitarbeitslosigkeit ist schwerer zu ertragen und führt gehäuft zu Depression.
Ergebnis
Sterben kann im Alltag während des Lebens gelernt werden. Jede Trennung und jeder Verlust ist eine Gelegenheit des Lernens.
Es ist wichtig, sich bewusst den Abschieden zu stellen. Es ist wichtig sich immer bewusst zu verabschieden, denn das Ende des Lebens ist oft nicht vorhersehbar.
Beschließen möchte ich diesen Blog mit einem Zitat von Kahlil Gibran.
„Vom Tode
Ihr möchtet wissen um das Geheimnis des Todes.
Doch wie solltet ihr es entdecken, so ihr nicht danach forschet im Herzen des Lebens?
Die Eule, deren auf die Nacht beschränkte Augen am Tag erblinden, vermag nicht, das heilige Geheimnis des Lichtes zu entschleiern.
So ihr wahrhaftig den Geist des Todes erschauen wolltet, öffnet weit euer Herz dem Leibe des Lebens.
Denn Leben und Tod sind eins, so wie Fluss und Meer eins sind.“