Angst verbinden wir erst mal nicht mit Kraft, sondern eher mit zusammenziehen, verstecken, Stress, Hektik ect. Angst ist ein Gefühl das wir meist ablehnen und das gesellschaftlich nicht erwünscht ist.
Aussage und Richtung der Angst
Wir erzeugen Angst durch die Interpretation “das ist furchtbar“.
Angst bedeutet eine Grenze, etwas Unbekanntes oder auch nicht mehr weiter zu wissen. Die Angst ist also eine Herausforderung sich dem Unbekannten zu stellen und es zu erobern.
Gesellschaftliche Perspektive der Angst
In unserer westlichen Gesellschaft gibt es für vieles Versicherungen, die uns vor Unbekannten und Gefahren absichern sollen: Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Renten-, Haftpflichtversicherung usw.
Trotz dieser vielen Versicherungen ist die Angst in unserer Gesellschaft nicht gesunken, sondern eher gestiegen. Durch diese Absicherungen reduziert sich die Gefahr der Armut und Unterversorgung im Krankheitsfall.
Wir sitzen mit den vielen Versicherungen der Illusion der Sicherheit auf, aber das Unbekannte bleibt. Vielleicht ist dies am deutlichsten bei der Sterbeversicherung. Sie verhindert nicht das Sterben, kann also die Angst davor nicht nehmen, sondern sichert lediglich die Kosten für die Beerdigung.
Verschiedene Stärken der Angst
Zuwenig
Menschen, denen aus medizinischen Gründen das Angstzentrum im Gehirn fehlt, nehmen die Grenzen, die sonst die Angst vorgibt, nicht wahr. Damit können sie eine Gefahrensituation nicht wahrnehmen. Sie gefährden sich und aus der Situation nicht lernen.
So extrem ist es sonst nicht. Aber überspielen wir die Angst und tun so, als ob immer alles möglich wäre, wirken wir unauthentisch und unberührbar. Es fehlt an Tiefe und Wahrhaftigkeit.
Angst zeigt uns unsere Grenzen, eine Situation ist furchtbar oder Aussichtslos. Dies fordert von uns kreative Lösungsstrategien und eine Veränderung.
Zuviel
Das andere Extrem ist zu viel Angst. Wir sind uns der Grenzen bewusst und möchten sie vermeiden. Oft entwickelt sich schon weit vor der Angstsituation die Angst. Es ist die Angst vor der Angst – die Erwartungsangst. Diese Erwartungsangst verbirgt die eigentliche angsterzeugende, unbekannte Situation.
Dieser Mechanismus kann sich im Laufe der Jahre immer weiter steigern, so dass immer mehr Situationen entstehen, die vermieden werden müssen, da sie Angst vor der Angst erzeugen. Die Angst liegt schon weit vor dem Unbekannten, das die Herausforderung ist und ursprünglich Angst erzeugte.
So gelangen wir nicht zu der herausfordernden Situation, die uns Veränderung bringt.
Schlussfolgerung
Das richtige Maß an Angst ist eine kreative Kraft, die uns dazu bringt uns Herausforderungen zu stellen und Neues auszuprobieren. Lassen wir uns auf diese Kraft ein, können wir damit unsere Begrenzungen überwinden.
Zum weiterlesen
Blog zu anderen Gefühlen: Gefühl, Wut, Trauer, Freude
Amana Virani, Gefühle Eine Gebrauchsanweisung, 2007, München