Jain Dharma – Jainismus

01.08.2016

Nachdem ich häufiger über wichtige Aspekte des Jain Dharma schreiben werde, möchte ich eine Einführung über diese unbekannte Religion geben.

Warum ist der Jainismus so unbekannt?

Es gibt mehrere Gründe, dass sie so unbekannt ist und darum manchmal auch fälschlicher Weise als eine Sekte des Hinduismus gesehen wird.
Die Jains haben kein missionarisches Interesse.
Die Asketen, die die tragende Rolle in der Gemeinschaft haben, ähnlich wie bei uns Priester, dürfen bis heute in kein Fahrzeug steigen. Daher kommen sie nicht aus Indien raus.
Die Anzahl der Jains in Indien ist relativ klein, 3%? Obwohl ihre Bedeutung und Einfluss sehr viel größer ist, als die drei Prozent vermuten lassen.

Geschichtliches

Mahavir, der etwa zur gleichen Zeit wie Buddha (ca 600 v.Chr.) in Indien lebte, gilt als der 24.ste und letze Tirthankara (Wegbereiter) der Jains. Nicht alle früheren Tirthankaras sind geschichtlich belegt, aber es gilt als gesichert, dass der Ursprung der Religion vor der Lebenszeit Mahavirs liegt.

Wie wird das göttliche gesehen?

Wie der Buddhismus kennt die Philosophie der Jains keinen externalen Gott, das Göttliche ist in jedem Lebewesen: Mensch, Tier und den Pflanzen, aber nicht in der unbelebten Materie.

Jiva, Ajiva

Der Jainismus ist dualistisch, er unterscheidet zwischen Jiva und Ajiva. Jiva ist die Seele, die empfindende Energie, deren Hauptcharakteristika Bewusstheit ist, was sowohl Wissen, als auch Intuition umfasst. Ajiva ist die Materie, die nicht – empfindende Energie und besteht aus den fünf grundlegenden Faktoren – Bewegung, Ruhe, Raum, grobe Materie und Zeit.

Karma

Jiva und Ajiva sind seit unendlicher Zeit miteinander verbunden und die Aufgabe und Möglichkeit des Menschen ist es, die Seele von der Materie zu befreien. Im Gegensatz zum Buddhismus gibt es eine über den Tod hinaus bestehende individuelle Seele. Die Verbindung zwischen Jiva und Ajiva wird durch Karma, dem Prinzip der Verursachung, verstärkt oder reduziert. Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat erzeugt Karma, das im Jainismus als subtile Materie betrachtet wird. Karma verhindert Weisheit (Blogbeitrag Karma) Sind alle karmischen Bindungen gelöst, auch die letzte zum eigenen Körper, was ein Prozess mehrerer Leben sein kann (Reinkarnation), ist die Seele frei und gelangt ins Moksha. Vor dem Tod kann durch Verringerung von Karma Kevalin, der Zustand der Weisheit erreicht werden.

Zeit und Universum

Der Jainismus beinhaltet auch eine Philosophie über die Zeit, die ewig und formlos ist. Es gibt auch eine Theorie über das Universum, das unendlich ist.

Ethik

Das wichtigste ethische Konzept für die Jains, das sehr weitreichende Folgen im täglichen Leben hat, ist Ahimsa, Nicht-Gewalt. Ahimsa umfasst Nicht-Gewalt in Gedanken, Worten und Taten. Ahimsa ist nicht nur auf eigene Aktivitäten beschränkt, sondern lässt auch keine aktive oder passive Ermutigung anderer zur Gewalt zu. Damit wird es konsequenter als im Buddhismus gesehen.

Die Anekantavada, die Lehre der Relativität, besagt, dass es notwendig ist, eine Sache von allen Seiten zu betrachten, um sie gänzlich zu erfassen. Eine einzige Betrachtungsweise oder Meinung ist nie komplett. Diese Doktrin fordert eine große Toleranz, da die Realität meist zu komplex ist, um für einen Einzelnen gänzlich erfassbar zu sein.

Gelübde

Aus diesen zwei wesentlichen ethischen Regeln, Ahimsa und Anekantvada, leiten die Jains Gelübde ab, die für Mönche, Nonnen und Laien unterschiedlich streng sind. Die Basisgelübte der Laien sind: keine rohe Gewalt zu üben, nicht zu lügen, nicht stehlen, sexuelle Reinheit und Nicht-Gier.

Individualität

Der Jainismus betont noch mehr als der Buddhismus die Individualität und die Selbstverantwortung des Einzelnen. Man wird alleine geboren, lebt alleine und stirbt alleine. Die Gemeinschaft ist für das spirituelle Wachstum sekundär, sie ist Hilfe, aber nicht notwendig.