Ayurvedische Ernährung – Einführung

06.03.2017

Die moderne Perspektive der Ernährung sind die grobstofflichen Dinge, wie Kohlehydrate, Fett, Proteine, Vitamine, Minerale …. Dies lässt andere Aspekte der Ernährung meist außer Acht, wie die eigene Konstitution, die energetische Wirkung der Lebensmittel, Kombination der Lebensmittel, Menge, Zubereitungsart, emotionale Wirkung, Jahreszeitliche Einflüsse ….

Gerade heute spielen jahreszeitliche Einflüsse eine große Rolle, da wir zu jeder Jahreszeit alles bekommen können.

Allgemeine Ernährungstipps

Zu Beginn dieses Blogs möchte ich Essensregeln stellen, die zwar aus dem Ayurveda stammen, aber unabhängig von einer Ernährungslehre gelten.

  1. Warmes Essen schmeckt und fördert das Verdauungsfeuer.
  2. Fett sollte im Essen nicht fehlen, es fördert die Verdauung.
  3. Die Menge ist wichtig!
  4. Wir sollten erst wieder essen, wenn das vorhergehende Essen verdaut ist. Essen wir zwischendurch fängt die Verdauung wieder von vorne an. So bleibt Unverdautes zurück.
  5. Wir sollten kein Essen zusammen essen, das sich nicht verträgt, z.B. Milch und Obst, Honig und Rettich.
  6. Der Ort des Essens ist wichtig, Er sollte freundlich und ruhig sein.
  7. Wir sollten nicht schnell essen.
  8. Wir sollten auch nicht zu langsam essen, da dies kein zufriedenes Gefühl hinterlässt.
  9. Die volle Konzentration sollte beim Essen sein. Ein Arbeitsessen ist immer schlecht verdaulich, ein Streit beim Essen noch viel mehr.
  10. Wir sollten in der Achtsamkeit und mit dem Bewusstsein essen, dass wir durch die Nahrungsmittel leben.

Die Ayurvedische Ernährung berücksichtigt die unterschiedlichen Konstitutionstypen. Das macht sie schwierig und für eine Familie schwer durchführbar. Aber trotzdem ist es gut sich damit zu beschäftigen.

Ich mochte noch nie wirklich Salat und habe ihn oft gekauft, da er ja gesund sein soll. Natürlich vergammelte mir der meiste Salat im Kühlschrank. Seitdem ich viel über Ayurveda gelesen habe, weiß ich, dass Salat nicht zu meinem Konstitutionstyp passt. So hat mein Geschmack mir das Richtige mitgeteilt.

Es geht also darum unserem Geschmack wieder zu zuhören und zu vertrauen! Nicht alles, was heute als gesund gepriesen wird, ist für jeden und zu jeder Zeit wirklich gut.

Die Konstitutionstypen:

  • Vata – bestehend aus den Elementen Luft und Äther
  • Pitta – Feuer (und Wasser)
  • Kapha – Wasser und Erde

Ausführlicher könnt ihr das in meinem Blog über die Konstitutionstypen nachlesen.

Zuordnung von Essensbestandteilen zu den Doshas:
  • Vata: Sauerstoff, Kohlendioxid
  • Pitta: Enzyme, Hormone und die Energie, die durch die chemischen Reaktionen der Verdauung frei wird.
  • Kapha: Wasser, die meisten Proteine, Fette, Kohlenhydrate

Grundsätzlich ist es für jemanden mit einer schwachen Verdauung empfehlenswert, weniger Protein zu sich nehmen. Erst eine halbe Stunde nach dem Essen ist es sinnvoll wieder Wasser zu trinken, da sonst die Verdauungssäfte zu sehr verdünnt werden.

Alkohol, Kaffee, Tee sind Genussmittel und sollten als solche konsumiert werden.

Tagesrhythmus und Doshas

Jedes Dosha ist zu einer anderen Tageszeit aktiv. Dies ist auch beim Essen zu berücksichtigen.

  • Vata –Zeit:       02 – 06 Uhr und     14 – 18 Uhr
  • Pitta – Zeit:     10 – 14 Uhr und      22 – 02 Uhr
  • Kapha – Zeit:   06 – 10 Uhr und      18 – 22 Uhr

Da Pitta Feuer ist und dieses zur Verdauung benötigt wird, ist offensichtlich, dass die Hauptmahlzeit mittags sein sollte. Es erklärt auch das Verlangen nach der Mitternachtssuppe auf den Partys, denn das ist die zweite Pitta Zeit.

Das Frühstück sollte in der frühen Kapha – Zeit gegessen werden. Nur Menschen mit überwiegender Kapha Konstitution können darauf verzichten.

Die Zeit für das Abendessen liegt ebenfalls in der frühen Kapha Zeit. Zu spätes Essen beeinträchtigt den Schlaf, da das Essen nicht mehr gut verdaut werden kann.

Die drei Gunas

Die Gunas kann man mit feinstofflichen Energien übersetzen. Es gibt drei verschiedene Grundenergien; Sattva, Rajas, Tamas.

Jedes Nahrungsmittel hat eine feinstoffliche Energie, die durch Zubereitung und Lagerung in eine andere Energie übergehen kann. Hier eine Metapher dazu: Wasser ist eine Substanz, kann aber drei verschiedene Formen annehmen. Eis, Wasser oder Dampf, je nachdem, wie viel Energie im Wasser ist. Ebenso kann Nahrung Tamas (Eis), Rajas (Wasser), oder Sattva (Dampf) sein.

Die Gunas beziehen sich auch auf die verschiedenen Eigenschaften der Menschen. Menschen können überwiegend sattvische Energie haben, sie sind rein, spirituell, liebevoll und mit ausgewogener Gemütsverfassung. Überwiegt Rajas, findet sich Überaktivität, Reizbarkeit, Aggression, Intoleranz und ähnliches. Steht Tamas im Vordergrund, ist die psychische Verfassung träge, apathisch und dumpf.

Das verdeutlich, wie groß die Bedeutung der Nahrung ist, die wir zu uns nehmen. Was wir essen beeinflusst unsere Gefühle und unser Verhalten. Im Deutschen heißt das abgekürzt: Du bist, was du isst!

Sattva

Sattva bedeutet Reinheit, Tugend, Wahrhaftigkeit. Die Energie dieser Nahrungsmittel ist leicht. Diese Lebensmittel und Gerichte können ohne Energieaufwand und ohne Belastung vom Körper verdaut werden.

Hierzu zählt: Frische, saftige, leichte, ölige, nahrhafte, süße wohlschmeckende Lebensmittel. Alles Gemüse, das über der Erde, besonders blattreiches Gemüse. Vom Wurzelgemüse zählen nur süße, stärkehaltige Wurzeln zu den sattvischen Lebensmitteln, wie Karotte, rote Beete…

Rajas

Rajas – das dynamisch, kämpferische Prinzip. Lebensmittel die Rajas vermehren erhitzen den Körper und die Psyche und führt im Übermaß genossen zu Intoleranz, Aggression, Ärger etc. Natürlich brauchen wir in unserem Alltag etwas von dieser Energie zum Überleben, da wir nicht als meditierender Einsiedler leben.

Folgende Lebensmittel gehören zu dieser Gruppe: Bittere, saure, salzige, scharfe, heiße und trockene Nahrungsmittel, wie roter Pfeffer, scharfe Gewürze, Pickels, pflanzliche Öle, getrockneter und frischer Ingwer, Salz. Zu heiß oder zu kalt gegessen Getränke und Speisen. Alkohol und Drogen sind sowohl rajasisch, als auch tamasisch.

Tamas

Tamas – schwer, träge und dumpf. Dies wird von Lebensmittel erzeugt, für die wir Energie verbrauchen, wenn wir sie essen.

Hierzu zählen alle Lebensmittel, die durch Gewalt gewonnen wurden, d.h. Fleisch, Fisch. Außerdem Fertiggerichte, Tiefkühlkost, alte, abgestandene oder zerkochte Gerichte, ebenso wie faulige und schlecht schmeckende Nahrung. In Indien wird täglich zu jeder Mahlzeit frisch gekocht.

Andere Einflüsse

Geschmacksrichtungen

Neben diesen drei Gunas beschreibt das Ayurveda noch sechs Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und zusammenziehend. Wir brauchen alle Geschmacksrichtungen, um nach dem Essen zufrieden zu sein. Auf einem indischen Thali – großem Teller, haben alle Zutatengleichzeitig Platz. So kann man nach eigenem Wunsch die Gerichte genießen.

Jahreszeiten

Ebenso spielt die Jahreszeit eine große Rolle bei der Auswahl der Lebensmittel. Im Winter brauchen wir schwerere im Sommer leichtere Gerichte.

Die Art des Kochens, d.h. wie die Energie den Nahrungsmittel zugeführt wird, beeinflusst die energetische Qualität der Gerichte. Die Rangfolge ist von Ofen, Gas, Kochplatte, bis hin zur Mikrowelle.

Dies ist nur eine kurze Einführung in die ayurvedische Ernährungslehre. Es werden sicher noch Blogs zur Vertiefung kommen.

Wir können also zu einem gewissen Maße mit unserem Essen beeinflussen, wie wir uns fühlen. Aber bei aller Theorie – es muss uns schmecken und Freude bereiten. Essen ist auch oft ein soziales Ereignis und sollte nicht durch zu strenge innere Vorschriften beeinträchtigt werden.