Burnout Teil I

16.10.2016

Definition

Burn-out kommt aus dem Englischen und bedeutet ausbrennen. Darunter versteht man einen Zustand psychischer und physischer Erschöpfung, die verschieden stark sein kann.
Es ist aber keine Diagnose, die in dem ICD-10, der internationalen Klassifikation psychischer Störungen, die Ärzte gegenüber der Krankenkasse verwenden, zu finden ist. Es gilt als eine Zusatzdiagnose.

Symptome

Burnout-Symptome sind sehr unterschiedlich. Neben der emotionalen und physischen Erschöpfung findet sich häufig das Gefühl der Überforderung, Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung bis in den letzen Stadien eine Depersonalisation möglich ist. Während einer Depersonalisation nimmt man sich selbst und/oder die Umwelt als fremd wahr. Es ist das Gefühl neben sich zu stehen. Begleitend können auch somatische Symptome wie Magenschmerzen, Schlafstörungen etc. auftreten.

Wie kommt es zum Burnout?

Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, warum es zum Burnout kommt.

Traditionelle Sichtweise

Traditionell werden die Arbeitsbedingungen und andere äußere Faktoren, die langfristig den Stress erhöhen, für einen Burnout verantwortlich gemacht. Dies sind:

Arbeitsbedingungen

Arbeitsverdichtung, Überlastung, Diskrepanz zwischen Zielsetzung und Erreichten oder Erreichbarem, Stress in allen Formen und Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz bedeuten eine große Belastung.

Familie

Werden Angehörige gepflegt, führt das zu ständiger Bereitschaft. Beziehungskrisen, schwierige Phasen mit den Kindern, Umzug all dies belastet und kann ein Baustein fürs Burnout sein.

Multitasking

Wir haben häufig mehrere Medien gleichzeitig laufen, Musik während der Arbeit ist noch das harmloseste Beispiel. Ich beobachtete eine Bekannte, die zwei Handys, Fernseher, Besuch gleichzeitig versuchte zu bewältigen.

Lärm, Reizüberflutung

Ständiger Lärm im Umfeld kostet viel Energie. Dabei ist gezwungen zu ertragender Lärm natürlich schlechter als selbst erzeugter, wie ständig laufendes Radio oder Fernseher.

Veränderungen

Ständige Umorientierung bei vielen Veränderungen in kurzer Zeit raubt uns Energie. Dies kann sowohl den privaten, als auch den beruflichen Bereich betreffen.

Andere Sichtweise

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass zwei Menschen mit ähnlichen Stressfaktoren nicht beide im Burnout landen. Dies macht deutlich, dass die Persönlichkeit des Betroffenen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Burnout spielt.

Nicht nein sagen können

Häufig trifft es Menschen, die nicht Nein sagen können. Z.B. Zusätzlich zu einem stressigen Job, der Familie mit Kindern, der hilfsbedürftigen Schwiegermutter, werden auch noch die Posten der Elternsprecherin in der Schule oder Kindergarten angenommen. In der Arbeit wird man bei zusätzlichen Aufgaben immer als erstes gefragt, da man ja nie nein sagt, ist es für alle anderen am Einfachsten so. Sich selbst und seine Bedürfnisse zu übergehen ist einfacher, als ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man nein gesagt hat.
Durch schwache Grenzen nach außen können wir unsere eigenen Bedürfnisse, sofern wir sie überhaupt noch sehen, nicht durchsetzten. Das führt zu dem Phänomen nicht Nein sagen zu können.

Ängste

Verschiedene Ängste können auch an einem Burnout beteiligt sein. So die Angst vor Chaos, Angst vor Kritik, Angst vor Versagen oder auch die diffuse Angst es nicht zu schaffen. Alle diese Ängste im Übermaß treiben an noch mehr zu arbeiten, um besser zu sein und mögliche Kritik, Versagen oder ähnliches zu umgehen.

Hohes Verantwortungsgefühl

Selbst über die eigenen Möglichkeiten hinaus wird die Arbeit geleistet und Verantwortung übernommen. Ich habe eine Freundin, die selbst mit Durchfall oder starker Erkältung zur Arbeit geht und immer eine Erklärung parat hat, warum es diesmal nicht anders möglich ist.

Auflösung von Rollen und Dogmen

Die noch bei meinen Eltern vorhandene traditionelle Rollenaufteilung gibt es nicht mehr. Das bedeutet, dass wir in einer Paarbeziehung immer die Aufgabenverteilung absprechen müssen. Dies schafft neue Erwartungen und Ansprüche. Nicht dass ich den früheren Zustand zurück haben möchte, aber es bedeutet im Alltag eine höhere Entscheidungsrate als früher. Häufig muss ich mich nicht nur Entscheiden, sondern auch noch meine Entscheidung gegenüber anderen begründen und verteidigen. Denken wir nur an die Situation, gehe ich mit kleinen Kindern Arbeiten oder bleibe ich zu Hause.
Die Freiheit und Wahlmöglichkeiten bringt große Unsicherheit mit sich.

Entscheidungsdruck

Ich muss mich bei jeder Kleinigkeit für oder gegen etwas entscheiden. Es beginnt beim Einkaufen. Kaufe ich Öko oder Traditionell? Was ist besser Öko von weit her oder traditionell aus der Region? Ist der Glasflasche oder der PTE den Vorzug zu geben? Was ist wirklich ökologischer für die Umwelt, was besser für mich? Kaufe ich Wasser oder zapfe ich es aus der Leitung? Diese Liste kann ins unendliche fortgesetzt werden.
Der Einkauf ist nur ein einfaches Beispiel, aber es betrifft alle Bereiche unseres Lebens. Wohin gehen die Kinder in die Schule? Welche der unendlichen Freizeitmöglichkeiten in Berlin möchte ich nutzen?

Sinn des Lebens

Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird häufig mit religiösen oder philosophischen Ausrichtungen in Verbindung gebracht. Da wir heute Zugriff auf so viel Information und Richtungen haben, müssen wir uns die Frage stellen: Welcher Religion möchte ich angehören oder doch lieber keiner oder einer Mischung aus verschiedenen Philosophien?
Wir möchten einen Sinn und Anerkennung im Leben zu finden, in einer Welt in der sich alte Muster aufgelöst haben und neue noch nicht vorhanden sind.
Es ist wie eine Wanderung ohne Weg durch einen dichten Dschungel, auf der wir jeden Schritt überlegen müssen und um jeden Schritt durch das Gestrüpp ringen.

Im nächsten Blog

geht es mit dem Burnout mit folgenden Themen weiter:

  • Phasenmodell
  • Was können wir zu welchem Zeitpunkt tun, um nicht in die
  • Abwärtsspirale des Burnout zu gelangen.