Grundlagen des Pranayama

03.04.2017

Pranayama, das bewusste Atmen und verschiedene Atemtechniken, ist eine Besonderheit des Yogas. Gerade in der heutigen Zeit, mit der vielen sitzenden Arbeit und wenig Bewegung im Alltag ist das bewusste Atmen besonders wichtig. Im Yoga wird es Pranayama genannt.

Definition von Pranayama

Die Bedeutung von Pranayama geht über das Atmen hinaus.
Es setzt sich aus den Wörtern Prana und yama oder auch ayama zusammen.

Prana

Prana ist die Lebensenergie, die Kraft, die den Unterschied zu Tod darstellt. Auch im Deutschen heißt es: „Wir nehmen den ersten und den letzten Atemzug“. Es geht aber nicht nur um den Sauerstoff in der Luft, sondern auch um die feinstoffliche Energie, die in unserer Umgebung enthalten ist und die wir aufnehmen.

Sehen wir es andersrum: Wir können relativ lange ohne Essen sein, auch einige Zeit ohne Flüssigkeit, aber ohne den Atem können wir nicht leben. Wir atmen etwa 15 Mal in der Minute, das macht ungefähr 21 600 Mal am Tag.

Yama

heißt Kontrolle. In dieser Kombination würde Pranayama die Kontrolle der Lebensenergie bedeuten. Die ist jedoch nur zum Teil richtig.

Ayama

bedeutet erweitern, ausdehnen. Setzt man dieses mit Prana zusammen, kommt man zu der Bedeutung der Ausdehnung, Erweiterung von Prana. D.H. durch höhere Techniken kann die Lebensenergie über die normalen Grenzen hinaus weiter aktiviert, und reguliert werden.

Zum Thema Erweiterung und Kontrolle des Pranas gibt es immer wieder die Geschichten, dass Yogis sich begraben lassen und ihren Metabolismus bewusst so runterfahren können, dass sie einige Zeit ohne zu Atmen überleben können.

Dies ist jetzt nicht das, was wir in unserem Alltags-, Stadtleben erreichen können oder wollen, aber ein mehr an Energie aus unserem Atem zu schöpfen, ist für uns erstrebenswert.

Vier Teile des Atems

Der Atem besteht aus 4 Teilen

  • Einatem
  • Einhalten des Atems
  • Ausatmen
  • Aushalten des Atems

Schon das bewusste Einatmen und Ausatmen führt nach und nach zu einem größeren Atemvolumen.

Vorsicht

Das verlängerte Ein- oder/und Aushalten des Atems ist nur bei gesunden Atemwegen und Herz zu empfehlen.

Aber noch eine Warnung: niemals mit Gewalt versuchen noch tiefer zu Atmen! Die Lunge besteht aus einem sehr zarten Gewebe und so zart sollten wir auch mit ihr umgehen.

Eine Veränderung des Atems erfolgt langsam, so wie der stete Tropfen den Stein höhlt. Wir nehmen aus jeder bewussten Atmensitzung ein bisschen mit in den Alltag und verändern so langsam unsere Gewohnheit des Atmens.

Atemräume

Viele Menschen benutzen nur einen Teil ihrer Atemräume und schöpfen damit ihr vorhandenes Atemvolumen nicht voll aus.

Wir haben den oberen, mittleren und den unteren Teil der Lunge die wir einzeln und bewusst beatmen können. Desweiteren ist die Lunge dreidimensional, d.h. es gibt den vorderen, seitlichen und hinteren Lungenlappen. Zum Abschluss werde ich Ihnen eine einfache Übung zu diesem Thema vorstellen.

Durch viele Asanas werden die Muskeln des Brustkorbs gedehnt und dadurch mehr Platz zum Atmen geschaffen.

Atem und Gesundheit

Die alten Yogis haben die Tiere beobachtet und festgestellt, dass jene Tiere, die langsam atmen (Elefanten) bedeutend länger leben, als kurzatmige Tiere (Vögel). Daraus folgerten Sie, dass auch der Mensch mit einem langsamen Atem länger lebt, als mit einem schnellen. Als Konsequenz daraus zählen sie die Lebensspanne nicht in Jahren, sondern postulieren, dass wir eine bestimmte Anzahl Atemzüge für unser Leben zur Verfügung haben und wenn diese verbraucht sind, ist unser Leben zu Ende.

Jede Zelle des Körpers braucht für ihre Arbeit und Erneuerung Sauerstoff und Energie. Durch die Atmung wird beides dem Körper zur Verfügung gestellt wird. Außerdem können wir Prana auch besser im Körper verteilen.

Atem und Wohlbefinden

Eins meiner Lieblingsthemen, dass sicher noch an anderer Stelle vertieft wird.

Wir atmen normalerweise unbewusst, können jedoch auch bewusst atmen. Hiermit haben wir in dem Atem einen Mittler zwischen dem Unbewussten und dem Bewussten.

Unsere Emotionen beeinflussen direkt unseren Atem. Sind wir wütend, wird er schneller, sind wir ängstlich flacher…. Probieren Sie es selber aus. Beobachten Sie wie Sie atmen, wenn heftige Emotionen Sie überkommen. Wir können uns also, wenn wir uns in diesen emotionalen Zuständen befinden, durch tiefe bewusste Atmung wieder beruhigen.

Es klingt auf dem Papier ganz einfach, die Praxis…

Mit einem größeren Atemvolumen haben Sie eine bessere Kondition. Obwohl ich aus München stamme und auch zu der Zeit, als ich dort lebte viel in die Berge ging, ist es heute leichter, da ich so viel Pranayama mache und dadurch heute ein größeres Atemvolumen habe, als früher. Der Muskelkater ist etwas anderes und aus dem platten Berlin natürlich immer wieder vorhanden!

Übung

Wichtig ist immer eine gerade Haltung, damit die Lunge optimalen Platz für die Atmung erhält. Sitzen Sie entweder auf einem Stuhl oder am Boden im Fersensitz oder der Sukha Asana, dem Yoga-Schneidersitz.
Verweilen Sie etwa 9 Atemzüge in jeder Position und bemühen Sie sich nur unter die Hände zu atmen.

Legen Sie eine Hand auf den Bauch und atmen unter die Hand in den vorderen, unteren Teil der Lunge. Danach stellen Sie beide Hände in die Taille (seitliche, untere Atmung), dann unten neben die Wirbelsäule (hintere, untere Atmung).

Für die Brustatmung gilt entsprechendes: Hand auf die Brust (vordere, mittlere Atmung), seitlich auf den Brustkorb (seitliche, mittlere Atmung) und die Hände auf den Rücken, die Handflächen nach außen drehen (hintere, mittlere Atmung).

Legen Sie eine Hand auf die Brust, für die obere Atmung (vorne), stellen Sie sie nochmals in die Taille und stellen Sie sich vor Sie atmen zu den Schultergelenken in den seitlichen, oberen Bereich der Lunge. Legen Sie dann die Hände auf die Schulterblätter, die Ellenbogen zeigen nach oben und atmen so in den oberen, hinteren Lungenbereich.

Schon die einfache Übung die Hände auf die unterschiedlichen Atemräume zu legen und bewusst nur unter die Hände zu atmen verändert unseren Atem.

Zum Schluss setzen wir die Atmung zusammen und nehmen langsame und tiefe Atemzüge, genauso langsam und tief ein, wie aus. Ich zähle gerne die Länge des Ein- und Ausatems. Aber bitte dabei keinen Ehrgeiz entwickeln! Jeder Tag ist auch anders, so dass auch ein persönlicher Vergleich nicht sinnvoll ist!

Wahrnehmungsfragen:

  • Wo fällt es Ihnen am leichtesten hin zu atmen?
  • Können Sie auch in den Bauch, Brust und unter das Schlüsselbein atmen?
  • Wie fühlen Sie sich nach der Übung?

In der vielfältigen Yogaliteratur findet man unendlich viele verschiedene Atemtechniken. Aber schon mit dieser einfachen Übung und ein wenig Zeit können Sie viel erreichen.

Es lohnt sich also aus den verschiedensten Gründen das bewusste Atmen zu kultivieren. Gesundheit, Wohlbefinden, Kondition und der Kontakt zu sich selbst wird durch Pranayama gestärkt.