Die Kraft der Freude

15.07.2019

Das Gefühl der Freude ist gesellschaftlich hoch angesehen und wird immer als erstrebenswert bewertet. Hier möchte ich die Freude von allen Seiten beleuchten.

Aussage Richtung der Freude

Freude beinhaltet die Aussage „das ist schön“ oder auch „das ist richtig“. Die Freude wird in jeder Kultur als erstrebenswert und positiv gesehen.

Sowohl etwas, was wir als richtig empfinden, als auch etwas, das wir als schön empfinden löst bei uns Freude aus, wobei was wir als richtig oder schön empfinden sehr subjektiv sein kann. Es wird von unseren biologischen und gesellschaftlichen Prägungen bestimmt. So kann das Wickeln eines Kindes für eine Mutter Freude bedeuten, während für einen Soldaten das Töten des Feindes Freude auslöst. Beide empfinden ihre jeweilige Tätigkeit als richtig.

Die Aussage „ich freu mich dich zu sehen“ ist gleichbedeutend mit ich mag dich. Genauso ist eine gewisse Grundfreude notwendig, um sagen zu können, „mir geht es gut“.

Verschiedene Stärken der Freude

Zuwenig

Zu wenig Freude führt dazu, dass wir schlechte Laune bekommen und missmutig werden. Wir werden uns selbst und anderen zur Last.

Biologisch ist es für unser Überleben wichtig, dass wir verstärkt wahrnehmen, was nicht funktioniert, oder gefährlich ist, denn diese Dinge gefährden unser Leben. Insofern müssen wir uns bewusst auf die positive Seite des Lebens konzentrieren, um diese mehr wahr zu nehmen und Freude empfinden zu können.

Wenn wir die Tendenz haben uns auf die negativen Seiten zu konzentrieren, kann ein Freudetagebuch helfen, uns klar zu machen, wie viel Kleinigkeiten sich in unserem Alltag richtig und schön anfühlen. So schärfen wir unsere Wahrnehmung für die schönen Dinge im Alltag und erhöhen unsere Fähigkeit uns Alltäglichkeiten zu freuen.

Zuviel

Das seit einigen Jahren häufig proklamierte „positive Denken“ führt zu einer Wahrnehmungsverzerrung. Alles, was einem eigentlich missfallen müsste, wird positiv umgemünzt. Wir erschaffen so eine Scheinwelt, in der wir unsere wahren Gefühle uminterpretieren, verleugnen und verdrängen. Wir bekommen so zwar kurzfristig mehr Freude, doch beschneiden wir unsere Gefühle und leugnen die Dualität des Lebens. Langfristig wird dies uns krank machen.

Andere empfinden dieses Verdrängen als naiv, unauthentisch und oberflächlich.

Bedingungslose Freude

Sind wir in der Lage alle unsere Gefühle als richtig zu sehen, werden wir bei allen Gefühlen Freude empfinden. Angst, Wut oder Trauer, also das Gefühl von furchtbar, falsch oder schade gehört zu unserem Leben. Wir können sie zulassen, sie für diesen Moment als richtig empfinden und daraus Freude schöpfen.

Der große Unterschied zum positiven Denken ist, dass die Gefühle nicht verdrängt und umgemünzt werden, sondern in Authentizität gelebt werden.

Zum weiterlesen

Amana Virani, Gefühle Eine Gebrauchsanweisung, 2007, München

Gefühl und Emotion

Kraft der Wut

Kraft der Trauer